"Wir dachten, wir machen eine schöne bunte Demo und feiern den Erfolg, dass die AfD doch nicht kommt", sagt Versammlungsleiterin Janka Kluge. Aber dazu kam es nicht, so erzählen es mehrere Augenzeug:innen. Stuttgart gegen Rechts spricht "von einer bewussten und politisch gewollten Verhinderung unserer Bündnisdemonstration".
Es begann schon unschön. Die Kundgebung startete mit zehn Minuten Verspätung, kurz darauf kassierte Janka Kluge schon eine Anzeige wegen Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz, garniert, so Kluge, mit den Worten des Einsatzleiters "wir sehen uns vor dem Amtsgericht". Grund: die Auflagen seien nicht gleich zu Beginn der Kundgebung verlesen worden. Mitten im zweiten Redebeitrag habe die Polizei das per Lautsprecher dann sehr laut selbst getan, erzählt Kluge. Später verlas sie sie noch einmal persönlich: keine Pflastersteine, um Flyer zu beschweren, Glasflaschen verboten, die Stangen für die Transparente dürfen eine bestimmte Dicke, die Banner 1,50 Meter nicht überschreiten.
Als die Demo schließlich habe loslaufen wollen, seien der Polizei die Seitentransparente zu lang gewesen (sie wurden später eingeklappt) und die Abstände dazwischen zu klein (was nicht sofort zu ändern war, weil die Demo nicht loslaufen durfte, ergo nur wenig Platz gehabt habe). Die Polizei will in der Folge Vermummte gesehen haben und sei beleidigt worden, heißt es in der offiziellen Pressemitteilung, es soll "zu massiven Verstößen gegen die von der Stadt Stuttgart erlassenen Auflagen" gekommen sein, "zu einem tätlichen Angriff", zu Widerstand gegen die Staatsgewalt. Worauf diese mit dem Einsatz von Pfefferspray antwortete.
Augenzeug:innen wundern sich über die Polizei
Wer dabei war, wundert sich. Die Szene sei definitiv eine andere gewesen, sagt ein Fotograf. Es habe von Seiten der Demonstrierenden keinerlei Gewalt gegeben, es sei nichts eskaliert, einige trugen Mund-Nasen-Masken, ein paar wenige hätten Schlauchtücher getragen, das sei es aber gewesen mit Vermummung. Als die Demo vom Antikonfliktteam der Polizei das Go bekommen habe, endlich auf ihre Route zu starten, erzählt eine Augenzeugin, hätte sich die Polizei formiert, um den Zug aufzuhalten. Die Polizist:innen setzten plötzlich ihre Helme auf, sagt der dabei gewesene Fotograf, und dann hätten sie angefangen, Banner aus dem Demozug zu ziehen. Pfefferspray kam zum Einsatz, Schlagstöcke. Er habe unter anderem einen Demonstrant gesehen, dem im Trubel sein Shirt weggerissen wurde, der Striemen am Rücken aufwies, Polizisten hätten auf ihn eingeschlagen.
Und der Mann sei nicht der einzige gewesen, der hart angegangen worden sei. Zwischenzeitlich soll der Zugang zum Bahnhof gesperrt worden sein, damit sich, wie eine weitere Demoteilnehmerin von der Polizei erfahren haben will, den Demonstrierenden keiner mehr anschließen konnte. Janka Kluge löste die Versammlung letztlich auf mit den Worten "Wir sind die Vernünftigen". Die Demosanitäter vermeldeten später in einer Pressemitteilung mehrere verletzte Demonstrationsteilnehmer:innen.
1 Kommentar verfügbar
Jue.So Jürgen Sojka
am 06.07.2022► Personalvertretung und Gewerkschafter der Polizei wollen keine … [1]
► Andauernde vorsätzliche Rechtsbrüche von Polizisten*Innen zum Schutz der Ewiggestrigen [2]
STUTTGART war…