Die Anwälte für Aufklärung, steht in der "Strafanzeige", hätten "beschlossen, das Verhalten all derjenigen Personen zu dokumentieren, die in auffälliger Weise die Maßnahmen in einer für uns gesetzeswidrigen Weise strikt umsetzen und die Individualrechte der Bürger missachten, indem sie allein die Machtposition ihrer Stellung ausnutzen, um willkürlich handeln zu können. Diese Dokumentation soll dazu dienen, das Verhalten des unmittelbar Handelnden (also Ihnen) bei einer späteren juristischen Aufarbeitung unserer Zeit durch gerichtsfeste Beweise nachzuverfolgen, um all jene zur Rechenschaft ziehen zu können, die unserer Meinung nach entgegen dem Grundgesetz handeln und sich später darauf berufen, 'sie hätten ja nur nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt'". Das Schild im Schaufenster sei Volksverhetzung, weil es "Nichtmaskenträger pauschal als Nazis stigmatisiert". Man werde das "zukünftige Verhalten" des Radladens beobachten und der werde "sicher damit einverstanden sein, dass Sie sich später Ihrer Verantwortung stellen müssen". Im Moment werde eine Klage wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Den Haag vorbereitet.
Das Schreiben ist Teil der Aktion "Zeig die gelbe Karte" des Anwälte-Vereins. Über deren Homepage kann jeder, der will, irgendwen anschwärzen. "Dabei geht es nicht um die Personen, die in der Öffentlichkeit stehen ... sondern um Personen, die sich als Mitläufer in der Masse unangreifbar glauben und als Möchtegerndiktatoren ihre Stellung, sei es als Arbeitgeber, Schulleiter, Geschäftsinhaber, Fahrkartenkontrolleur oder auch Kassierer an der Tankstelle ausnutzen."
"Am Anfang habe ich den Brief weggelegt und gelacht", sagt Philipp. Dann aber kamen doch plötzlich die Gedanken. Franzi sagt: "Da schwingt mit: Irgendwann stellen wir euch alle an die Wand."
Basis-Mann gefällt sich als Opfer
Freitag, Nachmittag. Der Rechtsstaat, den diese Anwälte wohl ausgehebelt sehen, ist am Landgericht schwer beschäftigt. Die Kontrahenten: Sebastian Müller, Rettungsassistent bei den Maltesern, ehemaliger Stadtrat für "Junges Freiburg" und als hobbymäßiger Impf-Aktivist eine der Hassfiguren der lokalen Querdenkerszene. Dort wähnt man, er sei der "Chef der Antifa".
Sein Gegenspieler: Malte Wendt, Bundestagskandidat 2021 der "Basis" und Demo-Anmelder. Wendt hatte bei Telegram geschrieben, Müller sei "ein widerlicher kleiner Kerl', ein 'notorischer Lügner', ein 'leidenschaftlicher Denunziant', eine 'zentrale Figur der linksextremen Szene', habe einen Journalisten als 'Lügenpresse' bezeichnet und werde für das 'Verbrechen', Kinderimpfungen organisiert zu haben, 'für die nächsten Jahrzehnte Polizeischutz benötigen'", fasst die BZ zusammen. Müller ist dagegen gerichtlich vorgegangen. Fazit: Der Richter befand, der "widerliche kleine Kerl" und der "Lügenpresse"-Vorwurf schießen über das zulässige Maß an Meinungsäußerung hinaus. Den Rest müsse man aushalten.
Wendt lässt sich von Anwalt Dubravko Mandic vertreten, einem rechtsextremen Ex-AfDler, was selbst bei den "Querdenkenden" für Diskussion sorgte und Wendt zu einer Stellungnahme auf der Freisein-Homepage veranlasste. Die hauseigene Anwältin sei "nicht bereit, eine Maske anzuziehen und sich testen zu lassen. Beides sind Voraussetzungen dafür, das Gerichtsgebäude überhaupt betreten zu dürfen". Also halt Mandic, weil der sich ja auch gut mit Antifa auskenne. Als Rechtsextremisten sieht Wendt ihn nicht. "Ich vermute, dass diesem Mann Unrecht getan wird." Wie auch der AfD, denn: "So, wie wir angeblichen Corona-Leugner geframed und verleumdet wurden, ist es der AfD in den letzten Jahren ergangen. Ich bin dem auch auf den Leim gegangen und habe dies erst in den letzten 2 Jahren gemerkt. Heute schäme ich mich dafür sehr."
Prof. Dr. Alfred von und zu Biontech twitterte jüngst: "Seid nicht wie Malte!"
Tafel-Leute sollen am Tag X vor Gericht
Einige Minuten mit dem Rad vom Radladen entfernt ist der Tafelladen. Eine Schlange steht davor, Menschen mit Taschen kommen heraus. Auch die Tafel hat einen Brief der Anwälte bekommen, per Einschreiben. "Strafanzeige 162/2022" unter anderem wegen "Verbrechen gegen die Menschlichkeit", "Beschuldigte: Annette Theobald (1. Vorsitzender), Hatto Müller (2. Vorsitzender)". Der Brief liest sich weitgehend wie der an die Radgeber, es geht vermutlich – klar wird es nicht – um die Vorschrift, in den Tafel-Räumen Maske zu tragen. Die Tafel habe einem Mann den Zutritt verweigert, das sei Nötigung und verstoße gegen das Antidiskriminierungsgesetz. "Ähnlich wie damals die Mauerschützen werden Sie sich zukünftig nicht darauf berufen können, Sie hätten ja nur Rechtsvorschriften umgesetzt." Und: "Wir werden ab sofort ihr zukünftiges Verhalten dokumentieren."
7 Kommentare verfügbar
Philipp Horn
am 21.02.2022Meine volle Solidarität allen , die von den Schwubel Anwälten mit…