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Impfgegner

Bündnis des Grauens

Impfgegner: Bündnis des Grauens
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Die rechte Pseudo-Gewerkschaft Zentrum Automobil wurde vor Kurzem auf die Unvereinbarkeitsliste der AfD gesetzt. Jetzt ruft der Verein zum Impfstreik auf. Auch die Bundeswehr soll mitmachen.

Im Oktober posierte Andreas Ziegler mit dem AfD-Bundestagsabgeordneten Dirk Spaniel und dem Stuttgarter AfDler Andreas Mürter auf einer Bank zwischen Bäumen. Spaniel und Mürter heben die Daumen, "Danke Andreas fürs durchhalten" steht über dem Post auf Facebook. Verlinkt ist ein SWR-Beitrag zur Verurteilung zweier Antifas, die Ziegler und zwei weitere Mitglieder des rechten Vereins Zentrum Automobil (ZA) am Rande einer Corona-Demo im Mai 2020 zusammengeschlagen hatten. Mehrere Monate dauerte das Verfahren, es endete für die beiden Täter mit langjährigen Freiheitsstrafen (Kontext berichtete).

Im Gerichtsverfahren sagten für die Zentrums-Leute einschlägig bekannte Neonazis aus; das "Compact"-Magazin, kürzlich vom Verdachtsfall des Verfassungsschutzes zu "gesichert extremistisch" hochgestuft, und der verfassungsschutzbeobachtete neurechte Verein "Ein Prozent" fuhren für Ziegler eine breite Solidaritätskampagne, ebenfalls die NPD und der rechtsradikale Dritte Weg.

Monate zuvor, im April dieses Jahres, hatte der MDR ein Video veröffentlicht, eingeleitet mit den Worten: "In Sachsen proben Querdenker und Neonazis den Schulterschluss bei Corona-Demos, jetzt haben sie sogar eine gemeinsame Partei gegründet: Freie Sachsen". Die Freien Sachsen waren damals noch recht unbekannt, gegründet im Februar stilisieren sie sich als "Kämpfer für die Freiheitsrechte" und gegen die Corona-Maßnahmen, seit Juni wird die Partei vom sächsischen Verfassungsschutz beobachtet. Deren Tätigkeiten seien "objektiv geeignet, die freiheitliche demokratische Grundordnung oder einzelne ihrer zentralen Wesenselemente zu beseitigen oder zu beeinträchtigen", schreibt der Dienst. "Die 'Freien Sachsen' sind inzwischen ein fester Bestandteil der rechtsextremistischen Szene im Freistaat Sachsen." Die Partei mobilisieren breit gegen die Corona-Maßnahmen. Erst kürzlich marschierten deren Mitglieder mit Fackeln vor dem Wohnhaus der sächsischen Gesundheitsministerin Petra Köpping auf.

Das ZA macht bei den Freien Sachsen mit

Bei den Freien Sachsen mit dabei: Zentrum Automobil, die rechte Mini- und Möchtegern-Gewerkschaft aus Baden-Württemberg, gegründet 2009 von Oliver Hilburger, einem ehemaligen Mitglied der Rechtsrock-Band Noie Werte. Mit populistischen Parolen stänkert das ZA vor allem im Mercedes-Werk in Stuttgart Untertürkheim, mit wenigen Vertretern auch an anderen Standorten der Automobilindustrie, seit Seuche ist mit Verve gegen die Corona-Politik.

Irgendwas von alledem scheint der AfD-Parteispitze zu rechtsextrem gewesen zu sein. Die Partei setzte Zentrum Automobil im September auf die Unvereinbarkeitsliste und schrieb AfD-Mitglied Andreas Ziegler wenig später einen Brief: Seine Parteimitgliedschaft sei widerrufen, weil er Mitglied des Zentrum Automobil sei. Der Brief fand recht schnell seinen Weg in die Öffentlichkeit ­ via Telegram-Kanal von Martin Sellner, Sprecher und Kopf der Identitären Bewegung in Österreich. Die Vernetzung offenbar: einwandfrei.

Und jetzt, wo das geklärt ist, fallen die Hüllen. Neuester Clou des ZA: Ein Aufruf zum "Impfstreik" nach dem Vorbild Österreich. Dort hatten in den vergangenen Wochen mehrere Großdemonstrationen von Impfgegnern stattgefunden. Die AfD-Jugendorganisation Junge Alternative hatte bereits am Wochenende in Berlin dazu aufgerufen. Anders als in Wien kamen aber nur einige hundert Demonstranten.

Das Zentrum Automobil hat sich mit dem "Impfstreik-Bündnis Deutschland" ein echtes Bündnis des Grauens geschmiedet: der Aufruf wird gemeinsam mit dem "Compact"-Magazin, den rechtsextremen "PI-News", den Freien Sachsen und der "unabhängigen Wochenzeitung" "Demokratischer Widerstand" verbreitet. Letztere wurde ganz zu Beginn der Pandemie von teils radikal Linken aus der Taufe gehoben und ist kurz darauf im Geschwurbel von Atilla Hiltmann, Ken Jebsen und den Querdenkern aufgegangen, mittlerweile hat der "Demokratische Widerstand" rund um die Berliner Anselm Lenz und Hendrik Sodenkamp den Schulterschluss mit dem extrem rechten Milieu vollzogen und schwadroniert vom "Corona-Massenmörderregime" und der "hitlerfaschistischen und massenmörderischen Corona-Diktatur" und der "Demokratischen Befreiungsfront". "Immer mehr Menschen bewaffnen sich gegen die Todes-Impfe und zur Notwehr gegen durchdrehenden Staat und fanatische Konzernherrscher. Darunter auch die Freiwilligenbataillone Sophie Scholl, Anne Frank und die Instandsetzungskompanie Hannah Arendt".

Auch Soldaten sind im Widerstand

Auf dem Telegram-Kanal, der das "Impfstreik-Bündnis Deutschland" bewirbt, gibt es auch Videos. Eines beispielsweise zeigt, unterlegt mit trauriger Musik, mutmaßliche Soldaten "im Widerstand". Einer steht vor einem Grab eines "Opfers der Corona-Politik" und sagt mit Grabesmiene: "Wenn ihr auch hier liegt, könnt ihr die Frauen und Kinder nicht mehr verteidigen." Ein anderer wünscht sich, dass "die ganze Scheiße zusammenbricht, bevor wir aus der Bundeswehr entlassen werden." Es ist von "experimenteller Flüssigkeit" die Rede, die die "Wehrfähigkeit der Truppe stört", von "Gift" das gespritzt würde, vom "unrechtsmäßigen" Impf-Befehl. Es wird von Hochverrat gesprochen, auch US-Marine-Major "Eric" sitzt vor Stars and Stripes und einer Deutschlandflagge und erzählt, er sei in den USA Vorsitzender einer Veteranen-Organisation und gerade dabei, Pläne zu erstellen, wie man gegen die "massive Freiheitsberaubung" vorgehen könne, er spricht davon, dass man "im Krieg" sei.

Ein anderes erklärt mit animierten Figuren das Prinzip des Generalstreiks. Tankstellen, Supermärkte, Busse, Bahnen: "Schon zwei oder drei selbstständig denkende Menschen an der richtigen Stelle, können ganze Lieferketten zusammenbrechen lassen." Und: "Wieviele verprellte Mitarbeiter braucht es, bis zum Beispiel ein Stromkraftwerk runterfahren muss?" "Impfstreik, wir sind bereit" heißt es auf dem Kanal des Bündnisses. Der Impfstreik sei die "schärfste Waffe der Gewaltlosen".

Gebeten wird beim Zentrum Automobil und seinen Bündnispartnern um einen Eintrag in eine Impfstreik-Liste, nicht mit richtigem Namen, dafür mit Wohnort,  Branche und gültiger E-Mail-Adresse, offiziell um das Streik-Potenzial ausloten zu können. Und nicht zu vergessen: "Die neue Compact-Ausgabe zeigt: Das Regime plant sogar Knast und Existenzvernichtung für alle Ungehorsamen. Am besten gleich mehrere Exemplare bestellen und an Uniformierte weitergeben, die Januar Ausgabe 'Impfdiktatur – Boostern bis zum Tod' kann man schon hier (...) bestellen."

Prima: Das Co-Enzym Q10 soll vor Radikalen schützen

Die "Compact"-Homepage selbst empfiehlt ebenfalls: "Besorgen Sie sich die Ausgabe am besten gleich mehrfach ...!" Ein paar Sätze weiter bietet "Compact" Krisenliteratur, teils aus dem Rottenburger Kopp-Verlag, der für diesen Shop Pate gestanden haben könnte. "Das Survival-Handbuch des Navy Seals", 19,99 Euro. Ideales Geschenk für Weihnachten sind die "Geschenkbox Deutsches Reich" oder die 254 Seiten "Faszination Rudolph Steiner" für 24 Euro.

Auch ein Wundermittel wird vertickt. Am 11. Dezember heißt es auf dem Telegram-Kanal des "Impfstreik-Bündnis Deutschland" plötzlich: "Sogar Mediziner waren überrascht, als sie von der Wirksamkeit erfuhren". Das Coenzym Q10 fördere die Sauerstoffversorgung und schütze die Zellen vor freien Radikalen. "Spätestens ab 40 brauchen Sie dieses Mittel!" Lieferzeit ein bis zwei Tage, 31,99 Euro. Bestellbar bei der 9 Leben GmbH von Kai Homilius, einem Gesellschafter des "Compact"-Magazins.

Ob es zu einem Impfstreik in Deutschland kommt? Oder wird es ein Rohrkrepierer? Die Impfstreik-Liste mit massenhaft funktionsfähigen Mailadressen, sauber sortiert nach Städten und Branchen, ist in jedem Fall ein Geschenk für alle Bündnispartner. Um neue "Compact"-Abos zu verkaufen, die Betriebsratswahlen im kommenden März zu bewerben oder das Coenzym Q10 – "hochdosiert mit 180 mg pro Kapsel."


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2 Kommentare verfügbar

  • Wolfgang Helbig
    am 29.12.2021
    Antworten
    Angesichts der dürftigen Indizien und den Ermittlungspannen halte ich es für angemessen, auch nach dem Urteil von "mutmaßlichen" Tätern zu schreiben.

    Die Antifa in Waiblingen verlieh ihrer Empörung über Prozeß und Urteil Ausdruck -- mit einem hübschen Rot auf dem Amtsgerichtsgebäude. Es erweist…
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