Impfquoten steigen, Inzidenzen sinken, Lockdowns werden gelockert. Was viele Menschen aufatmen lässt, sind schlechte Nachrichten für Corona-Skeptiker. Raubt ihnen das doch die "Geschäftsgrundlage". Umso mehr, je normaler das Leben wieder läuft. Eine Folge zeigte sich bereits an Fronleichnam in Karlsruhe. Trotz schönstem Wetter kamen zur Kundgebung mit dem Motto "Finger weg von unseren Kindern" rund 800 Teilnehmer. Genehmigt waren bis zu 1.500 Menschen. Selbst "Querdenken"-Gründer Michael Ballweg aus Stuttgart sorgte nur für ein halbvolles Haus auf der grünen Wiese in den Günther-Klotz-Anlagen. Zum ursprünglich geplanten Demo-Zug, der verboten wurde, waren noch 5.000 Teilnehmer angemeldet gewesen.
Ballweg sprach in seiner Rede dann auch an, was Kritiker den führenden Köpfen der Bewegung als wahres Motiv für ihr Engagement unterstellen: das liebe Geld. Der ehemalige IT-Unternehmer bat um Spenden für die nächsten Großdemos gegen die Corona-Politik, die am 1. und 29. August 2021 in Berlin stattfinden sollen. Auf die Tage genau ein Jahr zuvor hatte Ballwegs Gruppe "Querdenken 711" zwei Kundgebungen in der Bundeshauptstadt veranstaltet. Mit durchschlagendem Erfolg: nicht nur kamen jeweils bis zu 40.000 Menschen zusammen, Demonstranten schwenkten auch Reichskriegsflaggen, bedrängten Journalisten und überwanden Absperrungen vor dem Reichstag.
"Die Organisation der beiden Großdemos hat zusammen rund 500.000 Euro gekostet", verweist Ballweg in Karlsruhe auf das "Querdenken 711"-Portal im Netz, wo Zahlungswege aufgelistet sind. Neben einem klassischen Girokonto bei der Untertürkheimer Volksbank am Württemberg können Gönner seit kurzem auch in Kryptowährungen Geld transferieren, was die Zuflüsse noch undurchschaubarer macht. Allen Konten ist gemein, dass Ballweg offenbar deren alleiniger Inhaber ist – und damit nur er Zugriff auf die "Schenkungen" hat, zu denen die Zuwendungen im Überweisungsbetreff deklariert werden sollen. Dies ist ein steuerlicher Kniff, wie Kontext bereits berichtete: Übersteigen die Schenkungen seitens eines Unterstützers im Laufe eines Jahrzehnts nicht die Grenze von 20.000 Euro, kann der Beschenkte alles behalten, der Fiskus geht leer aus.
Es wird eng auf dem "Querdenker"-Protestmarkt
Doch werden in Zeiten gelockerter Lockdowns Portemonnaies noch großzügig geöffnet und Demoreisen nach Berlin angetreten? Droht nicht die Gefahr, dass der schwäbische Ober-"Querdenker" mangels Interesse allein auf weiter Flur und auf einer halben Million Miese sitzen bleibt? "Für beide Demonstrationen wurden jeweils 22.500 Teilnehmer angemeldet", gibt sich Ballweg auf Anfrage optimistisch, immer noch Menschenmassen mobilisieren zu können. Auf die Frage, was das Abflauen der Pandemie für die Bewegung bedeute, antwortet er fast trotzig, diese nicht erkennen zu können. "Das Münchner Oktoberfest 2021 findet zum Beispiel nicht statt." Auskünfte, wie viel "Querdenken 711" heute auf der hohen Kante hat, gibt er keine. "Wir werden darüber informieren, sobald der Steuerbescheid durch das Finanzamt vorliegt."
21 Kommentare verfügbar
SSV Ulm 1846: Love football - hate Schwurbler!
am 21.10.2021Diese Leute sind so peinlich und dumm und behaupten, sie seien besonders schlau.
Dank dem…