Regelmäßig kurvt Haberland mit einer Youtube-Videokolumne "Mike macht mobil" (MMM) in einem Uralt-Käfer durchs Bild und tut seine Meinung kund in abgasträchtigen Rundfahrten, zu denen auch schon Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) zugestiegen ist. In einem MMM-"Bundestagswahl SPECIAL" warnte Haberland zuletzt vor Rot-Grün-Rot als "schlimmstes Ergebnis" für Autofahrer. Auch die Deutsche Umwelthilfe bekam in dieser Ausgabe ihr Fett weg. "Die wollen ja nur die schnelle Mark machen", kommentierte er die Klimaklagen der DUH, die Daimler und BMW zu einem Verbrenner-Ausstieg bringen sollen. Der Clubpräsident selbst kam hingegen vor Gericht von der Erfolgsspur ab: Ende Oktober verwarf das Verwaltungsgericht München eine Klage Haberlands, die er öffentlichkeitswirksam gegen Pop-up-Radwege in der bayerischen Metropole angestrengt hatte.
In Branchenkreisen wirft Haberlands Verhalten längst Fragen auf. Seinen Verein gründete er 1992 als Verkehrsverein "Mobil in München". Nach der Umbenennung in "Mobil in Deutschland e.V." soll dieser seit 2009 als Automobilclub in der Lage sein, weltweit Pannen- und Unfallhilfe zu leisten. Dumping-Tarife sollen Mitglieder von anderen Automobil-Clubs abwerben, explizit vom mächtigen Rivalen ADAC. Wie dies gelingt, bleibt ein Geheimnis. Nach Medienberichten hat der junge Autoverein 15.000 Beitragszahler. Der ADAC hat aktuell 21,2 Millionen Mitglieder. "Um einen Automobilclub am Markt zu etablieren, braucht es Millionen", sagt ein Kenner. Woher diese kommen, bleibt intransparent.
Zu den Werbekunden zählen Audi, BMW und Mercedes
Nach Kontext-Recherchen firmieren mehrere Unternehmen von Haberland und Vize Baumeister unter derselben Postadresse wie "Mobil in Deutschland". Zu den Firmen des Clubpräsidenten zählt "SH-Events GmbH", die im Pandemiejahr eine online-"Wiesn" anbot. Teilnehmer bekamen Bierkrug, Weißwurst und Brezen-Teig per Päckchen geliefert. "Eine Mordsgaudi", meinte Haberland im "Spiegel" dazu.
Weniger lustig ist, dass SH-Events nach Kontext-Recherchen im Geschäftsjahr 2019 Verbindlichkeiten in sechsstelliger Höhe hatte. Eine weitere Haberland-Firma ist die "SHare m3 GmbH". Sie betreibt das Internet-Portal www.anti-bussgeld.de, über das Provisionen von Rechtsanwälten fließen dürften. Fast 45.000 Euro sammelte Haberland über die Crowdfunding-Aktion "Erhalt der automobilen Mobilität in Deutschland. Für alle, die ihr Auto lieben!", die er in diesem Frühjahr initiierte.
"Das Geld wird für soziale und mediale Reichweite, für Kommunikation über Aktivitäten, Veranstaltungen und Entwicklungen sowie ggf. rechtliche Maßnahmen genutzt", versprach Haberland blumig. Eine Nachfrage dazu blieb unbeantwortet.
Die ergiebigste Geldquelle Haberlands dürfte wohl die Vereinspublikation "Mobil" sein, die seine Steinzeitthesen wortgenau verbreitet. Sie erscheint dreimal pro Jahr in einer Auflage von angeblich 300.000 Exemplaren. Während Konkurrenz-Magazine wie die ADAC-Motorwelt unter Anzeigenschwund leiden, buchen Autohersteller und Ölkonzerne auffallend häufig ganze Seiten für Werbung in "Mobil". "Der Verein ist ein Kampfverband der Automobilindustrie", vermutet DUH-Geschäftsführer Resch deshalb.
Kontext hat Mercedes-Benz, Audi und BMW angefragt, die in "Mobil"-Ausgaben inserierten, wie sich dies mit ihren Bekenntnissen zur nachhaltige Mobilität verträgt. Die Audi AG antwortete: "Wir können bestätigen, dass wir vereinzelt Anzeigen im Magazin 'Mobil in Deutschland' platziert haben. In Einzelfällen kann es dazu kommen, dass Handlungen der Werbepartner nicht im Einklang mit unser Unternehmenshaltung sind. Aus diesem Grund nehmen wir gerne Hinweise entgegen und nehmen diese zum Anlass für eine erneute, kritische Prüfung." Anzeigenschaltungen erfolgten grundsätzlich nach festgelegten Kriterien, wie "Auflage/Reichweite, Zielgruppen (z.B. B2B oder B2C), Wirtschaftlichkeit/TAP (Tausend-Auflagen-Planung), Distributionskanäle, Ausschluss von Plattformen und Kanälen mit extremistischen, sexistischen oder kriminellen Inhalte, etc.", teilte Mercedes-Benz mit. Über Anzeigen hinausgehende weitere Vertragsbeziehungen mit beziehungsweise Verbindungen zum Verein "Mobil in Deutschland" habe man nicht.
Vereinspräsident und Unternehmer Michael Haberland ignorierte eine ausführliche Kontext-Anfrage.
1 Kommentar verfügbar
Sieglinde Kaßbaum
am 03.06.2022Die Masse der Autofahrer fährt moderat, weil sie…