Hedwig von Beverfoerde, 2015 zur "Miss Homophobia" gekürt, steht vor dem Stuttgarter Rathaus, sie wirkt ziemlich aufgebracht, hat zwei Mikrofone in der Hand, die Lippen bewegen sich auf und zu, vielleicht schreit sie sogar. Aber zu hören ist nichts, ein paar dutzend Meter weiter, hinter den Absperrgittern, ist es einfach zu laut. "Eu-re Kin-der werden so wie wir!", rufen mindestens 800 freche GegendemonstrantInnen, und das auch noch ziemlich gut gelaunt. In der Sicherheitszone stehen gut 70 Männer und Frauen (ganz überwiegend Männer), die an einer Veranstaltung mit dem irreführenden Namen "Demo für alle" teilnehmen. "Alle" waren am vergangenen Freitag ganz schön wenige.
Vielleicht lag es einfach an den sehr restriktiven Zugangsbedingungen. Reingelassen wird nach Vor-Ort-Informationen der Polizei "jeder, der nicht gewaltbereit aussieht". Ein gar nicht mal so verschlagen wirkender Lockenschopf probiert es aus. "Ich hab' auch was gegen Schwule, ehrlich", behauptet er. Dann hoffnungsvoll: "Lasst ihr mich rein?" Tun sie nicht. "Schade", seufzt er. Und küsst seinen Lebensgefährten auf den Mund. Andere GegendemonstrantInnen hier tragen Schilder mit Sprüchen wie "Lieb doch, wen du willst", "Rechts geht's zum Scheißhaus" oder "Auch Jesus hatte zwei Väter".
Aufklärung statt Ideologie!
Etwa vierhundert Meter und zwei Straßen weiter, am Karlsplatz, gibt es den etwas bürgerlicheren Protest gegen Homophobie. Oberbürgermeister Fritz Kuhn will sich nicht "von Altherren mit Dackelkrawatte vorschreiben lassen, wie er lieben darf", sagt er auf der Bühne.
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Ulrich Hartmann
am 22.09.2018