Bundespräsident Joachim Gauck hat kürzlich in Berlin mehr Bereitschaft eingefordert, "andere Lebensformen zu akzeptieren". Der baden-württembergische Kultusminister Andreas Stoch (SPD) stellte sich in Ulm der Diskussion mit einer Schulklasse und kritisierte scharf, dass ein so wichtiges Thema wie die Behandlung sexueller Vielfalt im Unterricht in die Skandalecke geschoben werde.

Gebhard Fürst. Foto: Joachim E. Röttgers
Der badische Landesbischof Jochen Cornelius-Bundschuh fand auf einer Tagung in Freiburg – und nicht nur dort – Worte, die seine bischöflichen Kollegen Frank Otfried July und Gebhard Fürst längst hätten verwenden müssen: "Wenn heute über das Thema 'sexuelle Vielfalt' gesprochen wird, geht es um Heterosexualität und Homosexualität, um Transsexualität und Intersexualität, also um Menschen, die sich selbst nicht in einer dichotomischen Unterscheidung von Mann und Frau wiedererkennen, sei es, dass bei ihnen Geschlechtsmerkmale von Mann und Frau ausgeprägt sind, sei es, dass sie sich in ihrem Körper nicht wohlfühlen." Und weiter: "Kirche diskriminiert nicht, sagt nicht, welche Form von Sexualität per se gut oder schlecht ist, sondern sie ist da, hört zu, macht Mut, stärkt, sie eröffnet einen Raum des Vertrauens."
Seit gut eineinhalb Jahren wird die Auseinandersetzung immer neu aufgekocht, zunächst um den Bildungsplan samt der gesteuerten Online-Petition, jetzt um den Aktionsplan des Sozialministeriums zur Förderung der Gleichstellung Homosexueller. Kirchenfürsten, aber auch CDU-Politiker und -innen hätten es in der Hand gehabt, mit den richtigen Worten zur richtigen Zeit jene Wahrhaftigkeit zu leben, die sonntags immer gepredigt wird. Er freue sich, bekannte Fürst stattdessen in seiner Neujahrsansprache 2015, "dass Eltern und Lehrerschaft gemeinsam eine unter dem Stichwort 'sexuelle Vielfalt' firmierende Art der Pädagogik abwenden konnten". Wider besseres Wissen – mangelnde Information kommt als Grund kaum in Frage –, denn eine solche Pädagogik etablieren, das wollte das Kultusministerium nie. Mehr noch: Die kirchlichen Vertreter im Beirat, der das umfangreiche Reformwerk begleitet, hatten keinerlei Einspruch gegen die ursprünglichen Formulierungen erhoben. Erst als der Ärger hochkochte, positionierten sich viele, wie Fürst – allerdings nicht auf der richtigen Seite.
7 Kommentare verfügbar
Ernst Hallmackeneder
am 22.05.2015Ihrem löblichen Kommentar kann ich natürlich wieder vollumfänglich zustimmen, erlaube mir aber noch ein paar Anmerkungen:
- hoffe inbrünstig, daß unser hoher katholischer Bischof Fürst da wirklich hart bleibt, die Heilige Schrift steht hinter ihm.
- nicht ohne Grund…