Es weht ein kalter Wind über den Schillerplatz an diesem Samstagnachmittag. Zufällig vorbeikommende Passanten wundern sich über die Einsatzhundertschaften, die so gar nicht zur Familienfest-Stimmung passen, die die Veranstalter verbreiten möchten. Ein Kastenwagen aus Sachsen-Anhalt mit der Kennzeichen JL für Jerichower Land ist vorgefahren. Helfende Hände laden Dutzende von bunten Protestplakaten mit dummen Sprüchen aus. "Wir kennen uns aus Hannover, schön, dass wir uns wiedersehen", sagt ein Mitzwanziger im Sweater samt "Demo für alle"-Logo zu einem der Redner. Ein anderer instruiert gerade ein halbes Dutzend Männer, die in gebrochenem Deutsch fragen, worum er eigentlich gehe. Sie streifen sich die Armbinde mit dem Aufdruck "Ordner" bereitwillig über, um sich dann stolz gegenseitig zu fotografieren.
Tausend Teilnehmer wird die Polizei später vermelden. Viele sind im Großeltern-Alter, aber auch Kinder, die noch gar nicht lesen können, schwenken Schilder in Rosa und Hellblau. Auf denen stehen Parolen wie "Ehe und Familie gehen vor", "Gleichmacherei: Nein!" oder "Indoktrination stoppen". Einige bekannte Gesichter wollen nicht übersehen werden. AfD-Stadtrat Heinrich Fiechtner hält Hof. Natürlich ist die Südwest-CDU ebenfalls vertreten, durch Pfarrer Johannes Bräuchle vom Evangelischen Arbeitskreis der Partei oder durch Christoph Schwarnweber.
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