Es ist gelegentlich zum Haareraufen. Seit Ende November letzten Jahres reihen sich Hiobsbotschaften und Enthüllungen zu Stuttgart 21 aneinander, die man, wären sie einige Jahre früher bekannt gewesen, schon einzeln für sich als K.O.-Kriterium für das Projekt hätte betrachten können. Da wurde der – bahnoffizielle – Kostenrahmen erst auf 7,9, dann nochmal auf 8,2 Milliarden Euro erhöht, fast das Doppelte dessen, was der damalige Bahnchef Rüdiger Grube einst noch als Sollbruchstelle (4,5 Milliarden) bezeichnet hatte (<link https: www.kontextwochenzeitung.de debatte tage-des-irrsinns-4881.html external-link-new-window>Kontext berichtete). Da hat der aktuelle Bahnchef Richard Lutz eingeräumt, dass das Projekt unwirtschaftlich sei und er es mit dem aktuellen Kenntnisstand nicht wieder beginnen würde. Und da wird bei einer Anhörung des Verkehrsausschusses des Bundestags im Juni nahegelegt, dass die Unwirtschaftlichkeit des Projekts den Bahnoberen von Vornherein klar war. Und dass ausschlaggebend für den damaligen Bahnchef Hartmut Mehdorn, das Projekt nach zwischenzeitlichen Auf-Eis-Legens doch noch umzusetzen, <link https: www.kontextwochenzeitung.de politik kriminaltango-in-der-baugrube-5144.html external-link-new-window>einzig die Aussicht war, an einen lukrativen Nahverkehrsauftrag zu kommen.
Was ist daraufhin passiert? Nichts. Abgesehen vielleicht von der Genugtuung vieler S-21-Gegner, schon früher recht gehabt zu haben, scheint alles wirkungslos zu verpuffen. Inwieweit in der Bundesregierung jemand von der Entwicklung Notiz genommen hat, ist nicht bekannt. Vermutlich am ehesten im Sinne der Einschätzung des Verkehrsausschuss-Vorsitzenden Cem Özdemir aus dem Juni: "Die Katz isch dr Baum nauf."
Sind 50 Mille bei einer "FAZ"-Anzeige gut angelegt?
Lässt sich das noch ändern? Lässt sich noch bundesweite Aufmerksamkeit für das Thema schaffen und das <link https: www.kontextwochenzeitung.de politik ideen-in-der-hinterhand-4778.html external-link-new-window>Umstiegskonzept des Aktionsbündnisses gegen Stuttgart 21 bekannt machen? Winfried Wolf, Journalist und Sprecher der Initiative "Bürgerbahn statt Börsenbahn", will es zumindest versuchen. Ende Juli hat er mit der Aufforderung "Stoppen Sie Stuttgart 21 jetzt!" <link https: www.stuttgart21-ausstieg-jetzt.de external-link-new-window>einen "Appell an den Bundestag" auf den Weg gebracht. Als Co-InitiatorInnen konnte er unter anderem den Journalisten Franz Alt, die Linken-Bundestagsabgeordnete Sabine Leidig, den Wiener Verkehrswissenschaftler Hermann Knoflacher, den Stuttgarter SÖS-Linke-Plus-Fraktionssprecher Tom Adler, die Kabarettistin Christine Prayon, den Publizisten Albrecht Müller, den Künstler Peter Lenk und den Schauspieler Walter Sittler gewinnen. Sie alle haben bereits <link https: www.bei-abriss-aufstand.de appell-an-bundeskanzlerin-angela-merkel-stoppen-sie-stuttgart21-jetzt external-link-new-window>bei einem ähnlich formulierten Appell im Januar mitgemacht. Doch der neue soll ein wesentlich breiteres Fundament haben – und nach der Sommerpause als ganzseitige Anzeige in der "FAZ" veröffentlicht werden.
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Fritz Meyer
am 09.09.2018