"Was tun die da? Wer informiert die Öffentlichkeit darüber? Denn die Bundeswehrt selbst würde das nicht tun", erinnert er sich an die Anfänge. "Verbreitung und Veröffentlichung von Informationen friedenspolitischer Art", so steht es unter anderem als Zweck in der Vereinssatzung. Anfangs saßen die Imi-Mitglieder in Pflügers Arbeitszimmer in dessen Wohnung und sammelten Artikel aus Lokal- und Regionalzeitungen, die über Aktivitäten in den ortsansässigen Kasernen berichteten.
Seit 2000 hat die Informationsstelle ihren Sitz im Tübinger Sudhaus, erster Stock, rechts geht es in die beiden Büros, links in ein Besprechungszimmer und in das Archiv, das bis unter die Decke vollgestopft ist mit Aktenordnern.
2001, das Jahr der Anschläge auf das World Trade Center in New York, sei eine Art Schlüsseljahr gewesen, sagt Jürgen Wagner. Für die Welt und für ihn selbst. "Seit 2001 sind wir nicht mehr rausgekommen aus dem Arbeiten. Es gab seitdem kein Jahr mehr ohne Krieg." Wagner hat zu der Zeit sein Studium für vier Jahre unterbrochen, weil ihm die Arbeit bei der Imi wichtiger war. Zu informieren in einer Gesellschaft, in der das Thema Krieg und Frieden immer weiter wegrücke, sagt er, auch geistig. "Krieg und Frieden ist heute nicht mehr so virulent, wie das bei der alten Friedensbewegung war. Der Kalte Krieg war eine ganz andere Bedrohung, als wenn heute jemand den Afghanen und Syrern den Arsch aufreißt."
Die Öffentlichkeitsarbeit des Militärs entlarven
Das, sagt er, sei halt weit weg, auch trotz der Geflüchteten, die nach Deutschland kommen. "Es sind viele gegen Rüstungsgeschäfte und Krieg, aber das schlägt sich nicht im Wahlverhalten nieder", sagt Wagner. "Bis zu 70 Prozent der Deutschen wollen keine Aufstockung des Rüstungsetats, aber sie sind für die Sicherheitspolitik. Das geht nicht miteinander." Und jetzt gebe es auch noch die AfD als Partei des Nationalismus. Die mache ihre Arbeit noch notwendiger.
Egal wie sie sich nach außen hin darstelle, sagt Christoph Marischka, Friedenspolitik sei immer antikapitalistisch und antirassistisch. Er ist seit 2001 dabei, ein bedachter Typ, der immer erst eine Weile überlegt, bevor er spricht, sitzt neben einem Regal voller Militärzeitschriften und Magazinen, die sie hier im Imi regelmäßig analysieren. Lieblingsstück: <link https: bc-v2.pressmatrix.com de profiles d503d8132bf0 editions pages page external-link-new-window>die Sonderausgabe von "Y", der Bundeswehrzeitung, zum Thema Liebe, Lust und Partnerschaft mit Artikeln wie "Soldatenherzen schlagen höher" oder "Bitte nicht stören" – ein Text über Sex im Einsatz. Immerhin: "Hauptmann Müller sieht es entspannt" und Fallschirmjägerfeldwebel Jahn empfiehlt Soldaten in festen Partnerschaften: "Selbstbefriedigung ist da eine gute Alternative und sorgt für Triebabfuhr". Über das Heft können sich alle vier im Büro immer wieder beömmeln.
4 Kommentare verfügbar
Andromeda Müller
am 17.02.2018"Seit Juli 2017 macht er ein Praktikum bei der Imi, weil er irgendwann gemerkt hat, dass sich die universitäre Lehre nur wenig kritisch mit EU-Außenpolitik befasst, sagt er: "Die EU wird im Studium als das beste, was man systemkritisch haben kann, gepriesen. Aber die…