Alle drei Jahre sind Mieterhöhungen bis zur ortsüblichen Vergleichsmiete erlaubt, in Gebieten, in denen es zu wenige Wohnungen gibt, um maximal 15 Prozent. Und seit Mary Schwarz in der neuen Wohnung lebt, kamen sie auch, alle drei Jahre so sicher wie das Amen in der Kirche. Heute bezahlt sie 555 Euro im Monat. Verglichen mit ihrer ersten Wohnung 1982 das fünffache und viermal so viel pro Quadratmeter.
Mary Schwarz lebt von einer kleinen Rente. Nach Abzug der Miete bleiben ihr keine 300 Euro im Monat zum leben. Eine Zweizimmerwohnung für 900 Euro in den Neubauten gegenüber könnte sie sich heute nicht mehr leisten. Bisher hat sie alles hingenommen, wie alle, die hier wohnen. Ihre Nachbarin macht mehrere Jobs, deren Mann arbeitet in Schichtarbeit, um sich die Wohnung leisten zu können.
Die Flüwo will die drei Häuser abreißen
Aufgewacht ist Mary Schwarz, als im Februar plötzlich die Bäume zwischen den drei siebengeschossigen Häusern gefällt wurden. Vor ihrem Balkon auf der anderen Seite des Hauses spendeten herrliche Buchen im Sommer über die vierte Etage hinaus Schatten, im Winter fiel der Blick auf die Schwäbische Alb. Die Bäume sind gesund, daran ist nicht zu zweifeln. Aber die Flüwo will die drei Häuser abreißen.
Mitte Dezember 2016 haben die Bewohner von den Plänen erfahren: Eine Mitarbeiterin des Stadtplanungsamts stellte das Projekt damals im Bezirksbeirat vor. Die 76 Wohnungen sollen durch 90 neue ersetzt werden. Auch die von Mary Schwarz soll weg. Vier Architekturbüros waren bereits kontaktiert worden, bevor sich die Flüwo an die Bewohner wandte: "Zugleich versichern wir Ihnen, dass Sie als unsere Mieter die Ersten sein werden, die wir informieren werden, sobald es konkrete Pläne über das weitere Vorgehen gibt." Das ist bis heute nicht passiert.
"Seit über zehn Jahren hat die Flüwo hier nichts mehr gemacht", sagt Mary Schwarz. Trotzdem befindet sich ihre Wohnung auf den ersten Blick in einem guten Zustand. Sie muss wenig heizen, was die Betriebskostenabrechnung bestätigt: Die Heizkosten in den drei Häusern liegen um mehr als 25 Prozent unter dem baden-württembergischen Durchschnitt. Die Wohnung hat wärmedämmende Kunststofffenster, Feuchtigkeitsschäden sind nirgends zu erkennen. Warum überhaupt ein Abriss notwendig sei, wollte der SPD-Bezirksbeirat Ulrich-Michael Weiß wissen. Flüwo-Vorstand Rainer Böttcher antwortete, der Abriss der Gebäude sei "eine unternehmerische Entscheidung" der Genossenschaft.
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Renate Schmidt
am 14.09.2017