Bürgermeister Föll weiß, dass die Stadt kaum etwas dringender braucht, als bezahlbaren Wohnraum. Aber als Finanzbürgermeister hat er immer den Haushalt im Blick. Er verkauft städtische Grundstücke an die städtische Wohnungsgesellschaft und macht dabei nach eigener Aussage keinen Unterschied zwischen der SWSG und anderen Wohnungsunternehmen. Auch die SWSG arbeitet gewinnorientiert, seitdem es die Wohnungs-Gemeinnützigkeit nicht mehr gibt. Die Stadt wiederum profitiert vom Verkauf. Auf Nachfrage verweist Michael Föll darauf, dass die Stadt ja Sozialwohnungen subventioniere.
Auch dem Städtischen Klinikum geht Wohnraum verloren. Als das Krankenhaus 2004 unter hohem Schuldendruck in eine GmbH umgewandelt werden sollte, setzte sich der Personalrat zur Wehr. Bereits damals waren 500 Wohnungen, teils in bester Lage, verkauft worden, um die Finanzen aufzubessern. Schließlich verpflichtete sich das Klinikum vertraglich, bis mindestens 2025 zwischen 1050 und 1100 Wohneinheiten für Mitarbeiter vorzuhalten, zu Quadratmeterpreisen von 8,30 Euro für ein Zimmer, für Schüler 7,06 Euro und 11,25 Euro für Appartements. Doch Ende 2015 waren nur noch 870 Wohneinheiten übrig.
Vom mehr als tausend Wohnungen bleiben 800 übrig
Durch windige Geschäfte mit kuwaitischen und libyschen Patienten geriet das Klinikum noch mehr unter Druck. Nur so ist zu erklären, dass der Personalrat Ende 2015 einer kreativen "Anpassung des Planungsrechts" und einer Übertragung der Personalwohnungen an die SWSG zugestimmt hat. Mit anderen Worten: Die "bis mindestens 2025" gültige Vereinbarung ist Makulatur. Nun stehen umfangreiche Erneuerungen an: Generalsanierungen in vier von acht Häusern, zwei weitere werden abgerissen und neu gebaut. Laut Gemeinderatsbeschluss vom vergangenen Juni sollen 770 Wohneinheiten mit 790 Wohnplätzen zum Preis von 12,50 Euro pro Quadratmeter übrig bleiben. Föll spricht von 812 Plätzen, der Quadratmeter zwischen 6 und 12 Euro. Aber wie man es dreht und wendet: Es werden weit weniger sein, als einmal zugesagt.
Der Finanzbürgermeister sagt, "das ist der Bedarf, den wir dauerhaft sehen." Es sind allerdings nicht weniger Pflegekräfte und Auszubildende geworden. Und die Chancen, in erreichbarer Nähe der Klinik-Standorte anderweitig bezahlbare Wohnungen zu finden, sind gewiss nicht gestiegen und nun trägt die Stadt, indem sie Gelder zwischen ihrem eigenen Klinikum und ihrer eigenen Wohnungsgesellschaft hin- und herschiebt, dazu bei, es den Krankenpflegern noch schwerer zu machen, eine Unterkunft zu finden. Da klagt die Stadt doch seit langem, es sei wegen der hohen Mieten schwierig, Krankenpfleger und Erzieher zu finden, und verringert selbst ihren Bestand an Wohnplätzen.
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CharlotteRath
am 21.03.20172002: Ehemals bundeseigene, aber angeblich nicht bahn-notwendige Flächen werden an die neu gegründete DB-Tochter Aurelis übertragen.
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2012: Die DB AG veranlasst die Entwidmung einer solchen in Stuttgart gelegenen Aurelis-Fläche, die…