Das ist kein Einzelfall. Bereits 2011 hat die SWSG am Hallschlag mit dem Abbruch begonnen. Zuerst waren die Häuser des Architekten Paul Schmitthenner an der Reihe. Im Bereich Auf der Steig/Rostocker Straße mussten 81 Altbauwohnungen 109 neuen weichen, darunter allerdings nur 24 Sozialwohnungen. Erst durch eine <link http: www.competitionline.com de ergebnisse external-link-new-window>Ausschreibung im Internet brachten die Mieterinitiativen in Erfahrung, dass die SWSG bereits im März einen weiteren Auftrag über 76 Neubauwohnungen vergeben hat.
Ziel ist offenbar, schneller höhere Mieteinnahmen zu erzielen, als dies bei Bestandsbauten möglich wäre, wo die Mieten nur begrenzt angehoben werden dürfen. So verfährt die SWSG auch anderswo. In Zuffenhausen etwa sollen in der Keltersiedlung 105 Wohnungen der Abrissbirne zum Opfer fallen, weitere 46 in der Fürfeldstraße, wo nur 34 Neubauwohnungen geplant sind, davon ganze 11 Sozialwohnungen.
In der Keltersiedlung seien bereits 54 Wohnungen instand gesetzt worden, erklärt Schwab auf Kontext-Nachfrage, weitere 25 in der Ingelheimer Straße: alle ohne Mieterhöhungen. Die neuen Sozialwohnungen in der Keltersiedlung lägen nicht über der derzeitigen Durchschnittsmiete von 7,54 Euro pro Quadratmeter. Geplant sind freilich nur 93 Sozialwohnungen, genau die Hälfte der 186 neuen Wohnungen. Und die zukünftige Miete von 7,50 Euro pro Quadratmeter haben die Mieter hart erstritten.
Abriss für höhere Mieteinnahmen
An den genannten Standorten hat die SWSG somit insgesamt 307 Bestandswohnungen abgerissen oder will dies tun, um 423 neue zu errichten. Während aber die Miete der Bestandsbauten durchweg auf dem Niveau von Sozialwohnungen liegt, gibt es in den Neubauten nur 147 Sozialwohnungen. Für das Jahr 2015 kommt Schwab immerhin auf eine positive Bilanz: 40 Wohnungen hat die SWSG in diesem Jahr insgesamt abgerissen, 352 neu gebaut – darunter aber nur 44 Sozialwohnungen.
Geht man davon aus, dass die abgerissenen Häuser allesamt zu den preisgünstigsten gehören, kann die SWSG also den zahllosen Wohnungssuchenden, die nur über ein geringes Einkommen verfügen, 2015 gerade mal vier zusätzliche Wohnungen anbieten. Wenn es in dem Tempo weitergeht, kann es 1000 Jahre dauern, bis die Zahl der 4000 Haushalte in der Notfallkartei des Wohnungsamts abgearbeitet ist, die dringend eine Wohnung benötigen.
Nun behauptet Schwab, abgerissen wird ja nicht wegen der Miete, sondern weil die Häuser baufällig sind. Einen Architekten der Mieterinitiativen, der zu ganz anderen Ergebnissen kam, hält die SWSG für befangen.
Roland Ostertag hat sich die Siedlung angesehen. "Ich war zunächst überrascht von der atmosphärischen Qualität des Gebiets", gesteht der Architekt. Die Häuser, erbaut Mitte der 1930er-Jahre, die er in der zweiten Generation der "Stuttgarter Schule" in der Nachfolge Paul Schmitthenners verortet, seien "verwohnt, aber ganz gewiss nicht abbruchreif". Der Fotograf <link https: www.flickr.com photos fotomedium sets external-link-new-window>Thomas Fütterer hat die Siedlung aufgenommen und die Bilder ins Netz gestellt: schlichte, sicher nicht denkmalwürdige, aber eben auch nicht baufällige Häuser.
Die SWSG ist nicht allein. Der Bau- und Wohnungsverein – er hieß einmal Wohlfahrtsverein – will in der <link http: www.kontextwochenzeitung.de wirtschaft was-von-stuttgart-uebrig-bleibt-3700.html external-link-new-window>Beethovenstraße in Botnang kostengünstige Wohnhäuser abreißen, die Baugenossenschaft Neues Heim 60 Wohnungen in Zuffenhausen und die Baugenossenschaft Zuffenhausen sogar ihren einstigen <link http: www.kontextwochenzeitung.de schaubuehne external-link-new-window>Stammsitz an der Wimpfener und Stammheimer Straße: 66 Wohneinheiten in einem schönen, keinesfalls baufälligen, dreieckigen Block aus der Zeit unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg.
2 Kommentare verfügbar
CharlotteRath
am 22.09.2016Ob es so etwas auch in anderen Städten gibt, nämlich dass eine 100%-Tochter einer Kommune über Jahre hinweg tätige Beihilfe zur ‚Gentrifizierung‘ leistet?
Im Stadtbezirk Stuttgart-Vaihingen riss die SWSG sozialen Wohnungsbau in ‚integrierter Lage‘ ab und…