Die bislang größte Resonanz hatte das Freie Radio für Stuttgart (FRS) wohl am 22. Oktober 2012. Da schaffte es die Sendung "Stotterfunk", verantwortet von Mitgliedern einer Stotterer-Selbsthilfegruppe, sogar in die ARD-"Tagesschau" – in einen Beitrag anlässlich des Welttags des Stotterns. Der "Stotterfunk", den es fast so lange gibt wie das Freie Radio selbst, zeigt dabei auch sehr gut die Grundidee des unabhängigen, nicht kommerziellen Stuttgarter Senders.
Am 28. September 1996 sendete das FRS zum ersten Mal, und von Anfang an verstand es sich als Medium, das "auf eine Aufhebung der Trennung zwischen RedakteurInnen, TechnikerInnen, Menschen mit Verwaltungsaufgaben und bloß konsumierenden HörerInnen" zielt, so das Redaktionsstatut. Konkret: Es bietet jedem die Möglichkeit, Radio zu machen – Einzelpersonen ebenso wie Gruppen, Musikern oder anderen Künstlern und Bürgerinitiativen. "Man braucht bei uns keinerlei Vorkenntnisse, weder technisch noch journalistisch", so Oliver Herrmann, der beim Freien Radio für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. Voraussetzungen sind nur eine Mitgliedschaft im Förderverein des Radios – und, dass keine rassistischen, sexistischen oder faschistischen Inhalte verbreitet werden.
Rund 50 Redaktionen, darunter das "Refugee Radio"
Dass durch den leichten Zugang für alle die Moderationen bisweilen nicht gar so professionell und sprachstilistisch ausgereift klingen, ist eher zweitrangig angesichts der Vielfalt, die diese offene Struktur entstehen lässt. Rund 50 Redaktionen mit über 250 vorwiegend ehrenamtlich Tätigen sorgen für das am breitesten gefächerte Radioprogramm im Raum Stuttgart. Musiksendungen von Alternative Rock und Ska über Jazz, Hip-Hop und Drum 'n' Bass bis hin zu Klassik und Experimentalmusik wechseln mit politischen und Kulturmagazinen. Immer wieder entstehen neue Sendungen und Redaktionen, zuletzt das Projekt "Refugee Radio", in dem seit Mai vier Mal im Monat Flüchtlinge in mehreren Sprachen – darunter Farsi, Arabisch, zwei afghanischen Dialekten und Englisch – das Programm bestreiten. Dazu kommen medienpädagogische Projekte, so bietet das FRS in Kooperation mit dem Stadtmedienzentrum Stuttgart Sendezeit und Betreuung für Radioprojekte von Schulen an.
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