Thema Nummer 1 ist der Klimawandel. Direkt danach folgt die soziale Gerechtigkeit. Was klingt wie die Prioritätenliste einer linksgrün-versifften Redaktion, sagt einer, der in seinem langen politischen Leben eher durch andere Positionen aufgefallen ist: Friedrich Merz, der erneuerte Erneuerer. Einer, der sich für niedrigere Hartz-IV-Sätze und gegen Neidsteuern aussprach. Der seine Tochter nicht vor den Vereinten Nationen hätte sprechen lassen und von Greta Thunberg sagt: "Auf der einen Seite ist das Mädchen bewundernswert, aber auf der anderen Seite ist sie krank." Der im Bundestag dagegen stimmte, Vergewaltigung in der Ehe unter Strafe zu stellen und nun, als ältester Kandidat unter drei westdeutschen Kartoffeln, die CDU moderner und weiblicher zu machen verspricht. Ob er das genauso schnell hinbekommt, wie die Deutsche Bahn die Elektrifizierung ihrer Südbahn? (Spoiler: Hat fast hundert Jahre gedauert, nachzulesen hier.)
Jedenfalls hat es im dritten Anlauf endlich geklappt. Die durch die Bundestagswahl gedemütigten Mitglieder der lange Zeit stimmstärksten Volkspartei wollen Merz mit großer Mehrheit als ihren neuen Vorsitzenden. "Die Basis wollte Friedrich Merz ja wahrscheinlich schon immer", kommentiert Paul Ronzheimer von der "Bild", der Zeitung mit einem Sensor für die Wallungen nationalkonservativer Seelen, wo Merz, der Anti-Merkel, als Kämpfer gegen das Establishment präsentiert wird. Dabei hat kaum einer bessere Kontakte in die Machtzentren der Finanzwelt als der Mittelschicht-Multimillionär, wie Kontext mehrfach berichtete. Ebenso wie seine rechtspopulistischen Tendenzen hier Thema waren: Der AfD nahm Merz ihre Slogans weg, bevor es die Partei gab. Und nach dem Terror von Hanau bewarb er als Mittel gegen erstarkenden Rechtsextremismus … einen besseren Schutz der Grenzen und entschiedeneres Vorgehen gegen Clan-Kriminalität.
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Markus Weidmann
am 22.12.2021