Wilson war begreiflicherweise ungehalten: "Zu derselben Zeit, wo die deutsche Regierung an die Regierung der Vereinigten Staaten mit Friedensvorschlägen herantritt, sind ihre U-Boote damit beschäftigt, auf der See Passagierschiffe zu versenken ..." Bestimmt, wenn auch diplomatisch forderte er die Entmachtung derjenigen, die bisher in Deutschland den Krieg geführt hatten. In einer dritten Note, nach Beendigung des U-Boot-Kriegs, stellte Wilson fest, "dass die Macht des Königs von Preußen, die Politik des Reiches zu bestimmen und zu lenken, unvermindert ist" und "dass die Völker der Welt kein Vertrauen in die Worte derjenigen setzen und setzen können, die bisher die Beherrscher der deutschen Politik gewesen sind". Es müsse garantiert sein, dass das Deutsche Reich die Feindseligkeiten nicht wieder aufnehmen könne. Ludendorff, der in der Heeresleitung faktisch den Ton angab, ließ verlauten, Wilson fordere die Kapitulation und dies könne "für uns Soldaten nur die Aufforderung sein, den Widerstand mit äußersten Kräften fortzusetzen". Diese eigenmächtige Ankündigung betrachtete Max als Vertrauensbruch. Am 26. Oktober musste Ludendorff zurücktreten. An seine Stelle trat Wilhelm Groener.
Allerdings stellte sich die Frage, was Wilson gemeint hatte: Genügte eine Verfassungsreform? Oder verlangte er den Rücktritt des Kaisers? "Es kann keinem Zweifel unterliegen, dass die große Mehrheit der Bevölkerung des Deutschen Reiches die Überzeugung gewonnen hat, dass die Aussicht, zu erträglichen Bedingungen des Waffenstillstands und des Friedens zu gelangen, durch das Verbleiben des Kaisers in seinem hohen Amte verschlechtert wird", warnte der SPD-Staatssekretär Philipp Scheidemann am 29. Oktober. Widerstrebend ließ sich Prinz Max am 1. November schließlich bewegen, dem Kaiser den Rücktritt nahezulegen. Daraufhin erlitt er einen "schweren Zusammenbruch der gesamten Konstitution", von dem er sich erst nach 36 Stunden wieder erholte.
Als Prinz Max zwei Tage später wieder zu sich kam, hatten Österreich-Ungarn und die Türkei die Waffenstillstandsbedingungen der Alliierten akzeptiert. In Kiel war es, nachdem die Marineleitung eigenmächtig den Befehl erteilt hatte, zur Entscheidungsschlacht gegen England auszulaufen, zu einem Arbeiter- und Matrosenaufstand gekommen, der zum Ausgangspunkt der Novemberrevolution wurde. Überall bildeten sich Arbeiter- und Soldatenräte. Die SPD sah ihre Felle davonschwimmen: Auch Friedrich Ebert drängte nun auf den Rücktritt des Kaisers. Schließlich erhielt Max von Baden am 9. November die telefonische Auskunft, Wilhelm II. sei zur Abdankung bereit. Als die zugesagte schriftliche Formulierung nicht eintraf und sich die Situation immer mehr zuspitzte, entschloss er sich, selbst den Rücktritt des Kaisers zu verkünden. Er übergab die Regierungsgeschäfte an Friedrich Ebert und zog sich aus der Politik zurück.
Als schwuler Totengräber der Monarchie verunglimpft
Nach seinem Rücktritt musste sich Max von Baden heftiger Angriffe erwehren. Militärs und Anhänger Kaiser Wilhelms beschimpften ihn als Totengräber der Monarchie. Da auch der Großherzog von Baden am 22. November seinen Thronverzicht erklärte, zog sich Max auf das ehemalige Zisterzienserkloster Schloss Salem am Bodensee zurück, das nach der Französischen Revolution an das Haus Baden gefallen war, und gründete mit dem befreundeten Reformpädagogen Kurt Hahn die Schule Schloss Salem zur Ausbildung künftiger Eliten. Hahn, ein enger Vertrauter, der für ihn auch schon Reden geschrieben, verhandelt und sondiert hatte, half ihm in den folgenden Jahren bei der Ausarbeitung seiner Memoiren, die 1927 veröffentlicht wurden.
Diese Erinnerungen, gedacht, die gegen ihn erhobenen Vorwürfe zu widerlegen, erschienen 1968 in einer neuen Ausgabe mit einer Einleitung von Golo Mann. Während Mann den Prinzen idealisiert, hat wiederum der Bremer Historiker Lothar Machtan 2013 eine Biografie Max von Badens vorgelegt, die als "glänzendes Buch" und "faszinierendes, brillant formuliertes Porträt" überwiegend positiv besprochen wurde. Machtan, der bereits ein einschlägiges Buch über "Hitlers Geheimnis" verfasst hat, versucht nun auch die vermeintliche Schwäche des Prinzen durch dessen Homosexualität zu erklären. Zu spät, so Machtans These, habe Max den Kaiser zur Abdankung bewegt, weil die Kaiserin ihm am Telefon gedroht habe, diese seine Homosexualität publik zu machen. Damit erklärt der Historiker den Zusammenbruch des Kanzlers am 1. November 1918. Machtan geht so weit, zu mutmaßen, der schwedische Arzt Lothar Munthe habe in Wirklichkeit die Nachfahren des badischen Erbprinzen gezeugt.
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