Letzteren charakterisierte Joseph Goebbels in einem Tagebuch-Eintrag vom 11. Dezember 1931 als "klug, energisch, brutaler Kapitalist". In den Werken der Quandts wurden mehr als 50.000 Zwangsarbeiter beschäftigt, die kaum vorstellbare Verzweiflung der KZ-Häftlinge, die bei der Quandt-Firma Pertrix in Berlin arbeiteten, beschreibt der Historiker Joachim Scholtyseck so, dass sie "vor Hunger das Material, vermischt mit Wasser, aßen, aus welchem die Batterien hergestellt wurden".
Quandt zeigte sich dankbar für die Möglichkeiten, die ihm der Nationalsozialismus eröffnete. Und so formuliert er Ende 1940: "Angesichts der bevorstehenden Jahreswende blicken wir nochmals zurück auf die unvergleichlichen Waffentaten unserer herrlichen Wehrmacht zu Lande, zu Wasser und in der Luft, und dankerfüllten Herzens schauen wir stolz auf den größten Deutschen aller Zeiten: unseren geliebten Führer!" Sein Sohn Herbert Quandt, ebenfalls NSDAP-Mitglied, teilte in einer selbst beauftragten Biographie von 1980 seine Vermutung mit, warum Hitler an die Macht gekommen ist: "Weil er doch, ich scheue mich nicht, das hier zu sagen, in sehr eindrucksvoller und kerniger Weise immer und immer wieder dem Kommunismus in Deutschland den Kampf angesagt hat."
Während die Quandt-Familie ihr durch brutale Ausbeutung ermöglichtes Vermögen nach dem Krieg behalten durfte und die Erb:innen heute mit 40 Milliarden Euro zu den reichsten Deutschen zählen, sind viele Zwangsarbeiter in Armut verelendet. Immerhin wurden ein paar von ihnen spät entschädigt: "Zwischen 2001 und 2007 erhielten die Überlebenden eine einmalige Zahlung zwischen 500 und 7.700 Euro" aus dem Gesamtfonds von 4,6 Milliarden Euro, schreibt die Bundeszentrale für politische Bildung: "Kriegsgefangene sowie westeuropäische zivile Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter blieben von der Entschädigung ausgeschlossen."
Was wäre die politische Landschaft ohne Pflege?
Die Quandts oder "Deutschlands erfolgreichste Unternehmerfamilie", wie sie der Journalist Rüdiger Jungbluth in seiner Biografie der Wirtschaftsdynastie bezeichnet – eine "Geschichte voller Triumphe und voller Tragödien, ein Lehrstück über Unternehmertum und die Verführungskraft des Geldes" – setzen ihr Vermögen in alter Tradition noch heute strategisch geschickt ein. Laut Lobbycontrol haben BMW und die Quandts allein im 21. Jahrhundert etwa 10 Millionen Euro an Parteien verteilt und zählen damit zu den größten Spendern der Republik. Das meiste Geld bekam die Union, aber auch Grüne, SPD und FDP gingen nicht leer aus, um, wie es bei BMW heißt, das "gesellschaftspolitische Engagement" zu stärken.
Die "Pflege der politischen Landschaft", wie Flick-Manager Eberhard von Brauchitsch finanzielle Zuwendungen an die Mandatsträger:innen und Parteien nennt, kann allerdings auch unerwünschte Konsequenzen haben. Etwa als der Steuerfahnder Klaus Förster 1981 ein Kassenbuch von Flick-Generalbuchhalters Rudolf Diehl entdeckte, "in dem Bargeldzahlungen an Politiker aller im Bundestag vertretenen Parteien verzeichnet waren", wie die taz berichtet. Genauer: dreimal 250.000 D-Mark (DM) an den CSU-Vorsitzenden Franz Josef Strauß, 565.000 an den CDU-Vorsitzenden Helmut Kohl, mehrmals 30.000 Mark an Otto Graf Lambsdorff (FDP), mehrmals 70.000 D-Mark an Hans Friderichs (FDP), 100.000 DM an Walter Scheel (FDP) und 40.000 DM an den damaligen Bundesfinanzminister Hans Matthöfer (SPD). Da kam doch glatt der Verdacht auf, dass diese Zuwendungen die Mandatsträger in ihrer Entscheidungsfindung beeinflusst haben könnten. Möglicherweise 1975, als der Flick-Konzern Daimler-Aktien im Wert von 1,9 Milliarden DM an die Deutsche Bank verkaufte und dafür eigentlich Steuern in Höhe von 986 Millionen Mark angefallen wären. Die damals amtierenden Finanzminister Hans Friderichs und später Otto Graf Lambsdorff genehmigten allerdings eine Befreiung von dieser Last.
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Dieter Rebstock
am 06.06.2022