Gleichzeitig sind die Möglichkeiten der Gemeinden, mehr Moneten ranzuschaffen, sehr begrenzt. Sie dürfen zwar die örtliche Gewerbe- und Grundsteuer selbst festlegen. Dadurch entsteht aber ein permanenter Konkurrenzdruck zur Nachbarschaft - sind die Steuern zu hoch, wandern Bewohner und Industrie ins Umland ab. Wenn also Geld für irgendwelche Investitionen fehlt und keine Schulden gemacht werden sollen, läuft es in der Praxis meistens darauf hinaus, dass öffentliches Eigentum privatisiert oder städtische Grundstücke verkauft werden. Dann ist der finanzielle Spielraum zwischenzeitlich größer, bis das Geld ausgegeben ist. Die strukturellen Probleme sind derweil nicht verschwunden. Aber die Freiräume für Entwicklung sind futsch.
Natürlich gibt es, auf Landes- wie auf kommunaler Ebene, sinnlose Geldverschwendung für aberwitzige Großprojekte, die nach Fertigstellung, sofern es denn dazu kommt, doch nicht den großen Segen bringen, den man sich versprach. Dass aber nur Gemeinden, die von exorbitanten Gewerbesteuereinnahmen profitieren, halbwegs schuldenfrei dastehen, das deutet darauf hin, dass das Problem nicht ausschließlich einem verantwortungslosen Umgang mit Finanzen geschuldet ist.
Den Kommunen jetzt also mehr Geld abzuzwacken, entlastet vielleicht die Landeskasse. Aber es verlagert nur das eigentliche Problem: eine massive Fehlfinanzierung der öffentlichen Hand. Denn während zwar bei einzelnen Maßnahmen ganz sicher riesige Summen eingespart werden könnten, würden sich viele Sorgen gar nicht erst ergeben, wenn man das Geld einfach dort abschöpfen würde, wo es zuhauf davon gibt: bei obszön großen Privatvermögen, die steuerlich nicht nur geschont, sondern <link http: www.taz.de external-link-new-window>gezielt begünstigt werden.
Dazu ist spannend: Passend zum Landeshaushalt, der am Mittwoch (22.2.2017) beschlossen wird, verkündet das grün-geführte Finanzministerium: "<link https: fm.baden-wuerttemberg.de de haushalt-finanzen haushalt haushaltspolitik external-link-new-window>Steuergerechtigkeit hat oberste Priorität." Angesichts der Steuerpolitik der vergangenen Jahre und Jahrzehnte passt diese Aussage ganz gut in die Faschingszeit.
Systematisch überprivilegiert
Das Grundgesetz findet, dass Eigentum verpflichtet, und sieht eine Vermögensteuer vor. Diese wurde jedoch 1995 vom Bundesverfassungsgericht für ungültig erklärt, weil Immobilien zu stark bevorzugt worden seien im Vergleich zu anderen Vermögensanlagen. Statt nun aber, wie vom Urteil nahegelegt, Immobilien stärker zu besteuern, entschied sich das Kabinett unter Bundeskanzler Helmut Kohl, die Vermögensteuer einfach ganz auszusetzen. Gerechterweise zahlen jetzt alle Wohlhabenden und Gutbetuchten das gleiche für ihr Vermögen – überhaupt nichts.
Auch an der Erbschaftsteuer hatten die Verfassungsrichter aus Karlsruhe 2007 etwas auszusetzen. Da reiche Firmenerben "überprivilegiert" wurden, erklärte das Gericht auch diese Steuer für verfassungswidrig. Also hat die Große Koalition eine Reform auf den Weg gebracht, dank der reiche Firmenerben milliardenschwerer Konzerne seit 2016 endlich... immer noch immer keinen Cent Steuern dafür zahlen müssen, wenn sie denn zusagen, die Arbeitsplätze zu sichern – obwohl es <link http: www.taz.de external-link-new-window>nicht einen fundierten Beleg dafür gibt, dass Steuerzahlungen diese Arbeitsplätze überhaupt ernsthaft bedrohen würden. So lässt sich der Staat nach Schätzungen <link http: www.spiegel.de wirtschaft soziales erbschaftsteuer-deutschland-laesst-sich-laut-diw-milliarden-entgehen-a-1072789.html external-link-new-window>Jahr für Jahr bis zu 45 Milliarden Euro entgehen, stattdessen wirft die Steuer nur zwischen vier und sechs Milliarden im Jahr ab. Das entspricht etwa <link https: de.wikipedia.org wiki external-link-new-window>einem Drittel dessen, was die Tabaksteuer einbringt.
4 Kommentare verfügbar
Schwabe
am 27.02.2017Was uns unser "Fred Heine" - der Verteidiger der Reichen und der bestehenden unsozialen Verhältnisse bzw. der dafür politisch Verantwortlichen - in seiner Pippi Langstrumpf Logik sagen möchte ist, wer Vermögen hat hat kein Geld und deshalb ist da…