Statt für Militärinterventionen sprach sich Deibert für präventive Krisen- und Konfliktbewältigung aus. Es habe stets Vorzeichen gegeben – sei es bei der Flut im Ahrtal oder beim Ukrainekrieg. "Es geht darum, die Kriege von morgen zu verhindern", betont Deibert. Angesichts der Kämpfe in der Ukraine stellt sie einerseits wachsenden Zuspruch für die Arbeit von "Ohne Rüstung leben" fest, weil Menschen die Lage für brandgefährlich halten und nach Wegen suchten, die Eskalation der Gewalt zu brechen.
Andererseits jedoch sieht sie pazifistische Initiativen gegenwärtig in Erklärungsnot im Gegensatz zu Vertretern von Waffenlieferungen. "Das wird kaum noch kontrovers diskutiert. Das Militär wird als nicht zu hinterfragender Teil der Gesellschaft angenommen", sagt sie und spricht von "gefährlichen Tendenzen". Selbst auf einem von der katholischen Militärseelsorge organisierten Podium zum Einsatz bewaffneter Drohnen war kaum Konfliktpotenzial zu spüren, obwohl mit dem Generalleutnant der Luftwaffe, Ansgar Rieks, und der Vizepräsidentin des Bundestags, der Linken-Politikerin Petra Pau, zwei Antipoden auf dem Podium nebeneinander saßen. Rieks als klarer Befürworter, der bewaffnete Drohnen für ethisch geboten hält als bester Schutz für die Soldatinnen und Soldaten, und Pau als Gegnerin wegen der möglichen Gefahren des ferngesteuerten Einsatzes von Tötungswaffen.
Friedensbewegte auf verlorenem Posten
An der prominenten Präsenz des Militärs auf dem Katholikentag haben sich ohnehin nur wenige gestoßen. Auch "Ohne Rüstung leben" hat einen offenen Brief unterzeichnet, der sich gegen die Beteiligung der Bundeswehr am Katholikentag richtete. Am Ende wirkte das kleine Häuflein, das vor der Domkriche Sankt Eberhard gegen den Militärgottesdienst protestierte, auf verlorenem Posten. Drinnen gab der katholische Militärbischof Franz-Josef Overbeck in seiner Predigt so etwas wie eine Lektion in Staatsbürgerkunde. Über die Lehre vom "gerechten Krieg", für den Kirchenlehrer Augustinus bestimmte Regeln formulierte, kam er zum "gerechten Frieden". Die von Jesus verkörperte Gewaltlosigkeit ist für ihn durchaus eine Option für den einzelnen, aber wenn es um die Verantwortung für das Ganze gehe, sei militärischer Schutz geboten.
2 Kommentare verfügbar
Harald Stickl
am 02.06.2022Eine pazifistische Position zu vertreten ist nicht gleichbedeutend mit „Posten beziehen“ oder gar „Stellung halten“. Das kleine Häuflein vor St. Eberhard setzte sich zusammen aus Pazifist*innen, von Beruf Koch, Landwirt und Krankenschwester, die ihre…