"Pallas Athene ging zu der großen Stadt Lakedaimon, dass sie den rühmlichen Sohn des hochgesinnten Odysseus reizte, des Vaterlands zu gedenken und wiederzukehren", rezitiert die linke Hälfte des Chors aus der Odyssee. "Und Telemachos lag mit Nestors blühendem Sohne ruhend vor dem Palast Menelaos', des Ehregekrönten", fährt die rechte Hälfte fort. Der Bürgerchor Stuttgart, ein kleines Ensemble mit großem politischen Anspruch, probt im Esslinger Central-Theater: eines der ältesten Kinos im Lande, das noch viel von seiner originalen Einrichtung bewahrt. Passenderweise auch eine antike Theatermaske aus Stuck an der Wand.
Die Uraufführung des Stücks in der Türkei ist fünf Jahre her. Damals, nach dem gescheiterten Putschversuch 2016, nach zehntausenden Festnahmen und der Verfolgung von Oppositionellen und Intellektuellen, war das Stück mit internationaler Besetzung nicht nur Theater, sondern eine klare politische Positionierung, ein Akt der Solidarität mit den Künstler:innen der Türkei gegen den repressiver werdenden Staat unter Präsident Erdoğan. Und damit nicht einfach zu organisieren.
Aber auch in den folgenden Jahren gab es für die Theater-Macher:innen viele Klippen zu nehmen. Vor zwei Jahren haben sie auf die deutsche Erstaufführung geprobt, die dann zu Beginn des ersten Corona-Lockdowns ins Wasser fiel. Mehr als die angestrebten 9.000 Euro waren beim Crowdfunding für das Projekt zusammengekommen, dazu Stiftungsgelder und staatliche Fördermittel, die zu verfallen drohten. Zuletzt drohte dem Komponisten, keine Ausreisegenehmigung aus der Türkei zu bekommen, weil im Antrag der Stempel fehlte.
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