Froh ist die Generalsekretärin darüber, dass die Friedensbewegung einen breiten Raum beim Katholikentag bekommen hat. Dieser hat sich in den vergangenen zwölf Jahren friedensethischen Gruppen geöffnet. Auch der Vertreter der Friedensbewegung in der Evangelischen Landeskirche Baden, Stefan Maaß, ist beim Katholikentag dabei. Er bedauert, dass "im Moment keine sachliche Diskussion in der öffentlichen Debatte zu erkennen ist". Wenn "Spiegel Online"-Kolumnist Sascha Lobo von "Lumpenpazifismus" spricht, findet er das furchtbar. Auch Maaß kann im Moment nicht mit einer perfekten Lösung aufwarten. "Aber die hat im Moment niemand", fügt er hinzu.
Für brandgefährlich hält er, dass es immer mehr darum gehe, "Russland in die Knie zu zwingen". Auch die Gleichsetzung von Putin und Hitler sei problematisch. Auf persönlicher Ebene findet er es wichtig, sich für die Flüchtenden und Geflüchteten zu engagieren. Auf der Ebene der Politik sollte man genau anschauen, wie im Vorfeld des Krieges verhandelt wurde und wie jetzt erreicht werden könne, die Gewalt zu stoppen.
Auch Maaß sagt, dass die Politik neue Wege entwickeln müsse. "Was Neues gewaltfrei machen", schlägt er vor und bringt verrückte Ideen ins Spiel, etwa dass der Papst nach Moskau fliegen solle oder ein prominenter Politiker und nicht mehr zurückgehen solle, bevor es einen Waffenstillstand gebe. Er weiß, dass dies Träumereien sind, aber ihm geht es darum, mit einem Überraschungsmoment die Eskalation zu stoppen. Er sagt, dass er sehr gut das Anliegen der Ukraine verstehe, Waffen zu erhalten. Persönlich hält er Waffenlieferungen für problematisch.
Die Militärseelsorge wird vom Staat getragen
Er bedauert auch, dass sich die evangelische Kirche öffentlich nicht entschiedener für den Vorrang der Gewaltfreiheit einsetzt. Das sei auch im Vorfeld des Krieges nicht geschehen. Er fordert grundsätzlich mehr präventive Maßnahmen zur Kriegsvermeidung. Dazu sollten schon lange die UN reformiert werden, sonst werde sie funktionsunfähig. Auf der einen Seite werde Friede und Gerechtigkeit propagiert, auf der anderen Seite verfolge jedes Land seine eigenen Interessen. Dadurch werde das gesamte Gebilde unglaubwürdig.
Nach der Besetzung der Krim hätte sich Maaß schärfere Sanktionen gewünscht. Das Vorfeld des Ukrainekrieges sei zu stark vernachlässigt worden, sagt er. Er gibt zu bedenken, dass jedes Land zwar das Recht habe, sich für ein Bündnis zu entscheiden, dieses aber das Ansinnen ablehnen könne, wenn dieser Schritt Gefahren heraufbeschwöre.
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Reinhard Muth
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