Bei Breuninger gibt es T-Shirts für über 100 Euro, Handtaschen für 7.000, zum Muttertag legte das Modehaus seiner Kundschaft Grapefruitseife für 15,90 Euro nahe, gleich am Eingang unter der Überschrift "Danke Mama". Die Zielgruppe ist also klar. Hier vergnügt sich am Samstag die Möchtegern-Hautevolee von Stuttgart, lässt sich in der Breuninger Karlspassage an der Sansibar Austern munden oder Büffel-Currywurst mit Trüffel-Pommes für 22,50 Euro. Dazu gerne ein Gläschen Sekt, pardon, natürlich Champagner.
Die meisten, die dort die Ware an den Mann und die Frau bringen, können sich das nicht leisten. Denn die Löhne bei Breuninger sind schlecht, die Gewerkschaft Verdi schätzt, dass sie 20 Prozent unter dem Tarif für den Einzelhandel liegen. Dort verdienen VerkäuferInnen im Schnitt 2.757 Euro brutto, plus Weihnachts- und Urlaubsgeld. Klara Dippert arbeitet bei Breuninger im Verkauf, ist Betriebsrätin und kandidiert erneut, gemeinsam mit elf Kolleginnen und Kollegen auf der Verdi-Liste. Weihnachts- und Urlaubsgeld gibt es nur manchmal bei Breuninger – Slogan: "Die schönen Dinge des Lebens". Stets wird darauf verwiesen, dass der Arbeitgeber das freiwillig zahlt, oder eben auch nicht. Jüngst gab es Weihnachtsgeld und eine Zusage für Urlaubsgeld. Dippert vermutet, dass das mit der anstehenden Betriebsratswahl zusammenhängt. Darüber ärgert sie sich genauso wie über die miese Bezahlung. "Das ist ungerecht."
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Andrea K.
am 16.05.2022