In dem gerade mal zwei Jahre jungen Dräxlmaier-Werk, in dem 300 Frauen und Männer Elektrobatterien unter anderem für den Porsche Taycan (Preis zwischen 105.000 und 185.000 Euro) montieren, ist Ruhe eingekehrt. Vergangenen Freitag unterschrieben Betriebsrat und Geschäftsführung einen umfangreichen Katalog, der bessere Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten regelt. "Das ist ein gutes Beispiel, was Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer erreichen können, wenn sie kämpfen", resümiert André Kaufmann von der IG Metall Ludwigsburg. Kontext berichtete.
Ursprüngliches Ziel war ein Tarifvertrag. "Das ist es jetzt formal nicht geworden", räumt Kaufmann ein, "aber wer sagt schon Nein, wenn es bis zu 800 Euro im Monat mehr gibt?" Der Gewerkschafter ist zufrieden, auch weil es außer der sogenannten Regelungsabrede zwischen Geschäftsführung und Betriebsrat ein Dreiseitenpapier mit den Eckpunkten gibt, das zusätzlich von der IG Metall unterschrieben wurde. "Damit ist die Gewerkschaft als Player anerkannt", bilanziert Kaufmann, dessen Organisation von dem Familienunternehmen Dräxlmaier im niederbayrischen Vilsbiburg bisher aus den Fabrikhallen herausgehalten wurde. Außerdem gehe es um verbesserte Arbeitsbedingungen, die es jetzt gebe, da sei unerheblich, was drüber stehe: Tarifvertrag oder Regelungsabrede. Zumal die Verabredung im Gegensatz zu einem Tarifvertrag keine Laufzeit habe. Kaufmann: "Das ist eine Art Hybrid zwischen Tarifvertrag und Betriebsvereinbarung und das ohne Friedenspflicht."
Auch der Vorsitzende des Betriebsrats, Mustafa Yesilyaprak, ist heilfroh, dass es eine Einigung gibt, und dass "wir jetzt normal miteinander umgehen. Schließlich ist es ja im Interesse beider Seiten – Geschäftsführung und Betriebsrat – Kompromisse zu finden". Er spielt damit auf die harte Haltung der Arbeitgeberseite an, die sich lange weigerte, mit der IG Metall zu ernsthaft zu reden.
Kein Kampf heißt: wenig Geld
In der Regelungsabrede ist nun festgelegt, dass es mehr Geld gibt. "Meiner Berechnung nach sind das 600 bis 800 Euro mehr im Monat", so Yesilyaprak. Enthalten sind darin höhere Schichtzuschläge und ein Ortszuschlag, die sogenannte Sachsenheimzulage in Höhe von 530 Euro.
Entscheidend sei auch, dass das Urlaubsgeld (50 Prozent) und das Weihnachtsgeld (100 Prozent) auf diesem höheren Monatsgehalt basieren und nicht wie bislang auf dem Grundgehalt ohne Sachsenheimzulage. Die LogistikerInnen bekommen eine Gehaltsstufe mehr, zudem sind Wasserspender verabredet sowie Gesundheitsförderung, keine Streikenden müssen negative Folgen fürchten, Rechtsstreitigkeiten mit dem Betriebsrat werden eingestellt und Geschäftsführung und Betriebsrat werden über Ausbildung ab kommendem Jahr verhandeln. "Das ist uns sehr wichtig, denn das ist zukunftsweisend", so der Betriebsratschef.
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Hella Brun
am 19.11.2021