Auch dem unbegabtesten Betriebswirt ist klar, dass es mittelfristig eher unklug ist, ausgerechnet den Teil zu versilbern, der satte Gewinne einfährt. Also überlegt man im Konzern, der Thyssenkrupp AG, noch weitere Wege. Vielleicht bringt man die Sparte Aufzüge und Fahrtreppen an die Börse? Behält man dann die Mehrheit? Oder verkauft man nur einen Teil, holt also einen Investor an Bord? Im Moment scheint alles möglich. Den rund 1000 Beschäftigten in Neuhausen schmeckt keine Möglichkeit. "Egal was, alles ist unser Feind", fasst der Betriebsratsvorsitzende vom Aufzugswerk in Neuhausen, Georgios Triantafillidis, die Stimmung zusammen. "Wir wollen bei Thyssenkrupp bleiben."
Um das dem Management klar zu machen, sind 2500 Frauen und – vor allem – Männer aus den beiden deutschen Aufzugs- und Fahrtreppenwerken Neuhausen und Hamburg sowie den vielen Servicestandorten vorige Woche mit Bussen nach Essen gefahren. Dort sitzt die Zentrale und dort wurde kräftig demonstriert, mit Bengalos, Fahnen, Trillerpfeifen. "Alleine aus Neuhausen sind zwölf Busse mit 600 Leuten gefahren", berichtet Georgios Triantafillidis, genannt Gogo, stolz. "Das gab es noch nie."
Wie gut die Aktion bei seinen Kolleginnen und Kollegen ankam, ist noch zwei Tage später bei einem Besuch im Werk zu sehen. Beim Gang durch die Produktionshallen wird dem Betriebsrat ständig auf die Schulter geklopft. "War super!", "Danke, Gogo." Der griechisch stämmige Weilheimer grinst zufrieden. Er sei im Betriebsrat der Außenminister, sagt er. Weil er auch im Aufsichtsrat von Elevator sowie im Konzern- und im Europa-Betriebsrat sitzt, reist er viel. "Nächste Woche bin ich wieder in Essen. Dann wird gemeinsam mit der IG Metall weiter verhandelt." Denn die IG Metall will Zusagen haben, dass Tarifbindung, Beschäftigung und die deutschen Standorte erhalten bleiben, egal wie der Konzern sich entscheidet.
Ein Käufer muss auch mit der Gewerkschaft verhandeln
Thyssenkrupp hat vorige Woche nach der Demo und Verhandlungen in Essen bereits signalisiert, dass da etwas vorstellbar wäre. "Das Unternehmen hat zugesichert, dass bei einem Börsengang oder Verkauf, Tarifbindung und Mitbestimmung fortgeführt werden", sagt Jürgen Groß von der IG Metall Esslingen, der im Elevator-Aufsichtsrat sitzt. Einzigartig sei die Zusage, "dass ein möglicher Käufer vor dem Kauf mit der Gewerkschaft verhandeln muss. Diese Woche wollen wir diese Zusagen festzurren."
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