"Zeit statt Geld" heißt die neue Zauberformel. In Umkehr zu der bis heute propagierten Ansicht der Kapitalseite, die weit überwiegende Mehrzahl der Beschäftigten wolle lediglich mehr arbeiten, um sich einen Urlaub oder ein dickeres Auto leisten oder das eigene Häusle schneller abbezahlen zu können. Eine Gewerkschaftsumfrage aus dem vergangenen Jahr zeichnet ein anderes Bild: 83 Prozent der MitarbeiterInnen wünschten sich, die Arbeitszeit vorübergehend absenken zu können, um Arbeit und Privatleben besser zu vereinbaren. 62 Prozent der Frauen mit Kindern unter 14 Jahren arbeiten bisher in Teilzeit zwischen 21 und 34 Stunden in der Woche, in der Regel ohne Anspruch auf Rückkehr zur Vollzeit. Deshalb war es auch wenig elegant, dass Südwestmetall-Chef Stefan Wolf seit Beginn der Tarifrunde die Ablehnung neuer Zeitmodelle immer wieder mit dem Hinweis auf eine angebliche Diskriminierung von Frauen begründete. Sein Argument hieß, sie seien ja nicht in Vollzeit tätig und könnten deshalb von einer 28-Stunden-Woche nicht profitieren.
Sie profitieren doch. Zwischen Vollzeit -und Teilzeit-Beschäftigten wird bei der neuen Regelung zur Reduzierung kein Unterschied gemacht. "Vernünftig" nennt Wolf das neue Tarifsystem inzwischen, allerdings werde es "in seiner Komplexität für viele Betriebe schwer zu tragen sein". Was wiederum nur ein Teil der Wahrheit ist, denn schon seit Jahrzehnten lassen sich gerade im Südwesten Betriebe für Familien- und Frauenfreundlichkeit auszeichnen. "Unternehmen positionieren sich zunehmend als familienbewusst im sich verschärfenden Wettbewerb um Fach- und Führungskräfte", sagte Stefan Küpper, der Geschäftsführer Politik, Bildung und Arbeitsmarkt der Arbeitgeber Baden-Württemberg, als vor acht Wochen 58 Unternehmen im Land prämiert wurden.
3 Kommentare verfügbar
Spartakus 2.0
am 11.02.2018Wenn Sie das Kleingedruckte gelesen hätten wüssten Sie das die Möglichkeit auf diese Teilzeit auf 18 % begrenzt ist.Also 82 Prozent sie nicht in Anspruch nehmen können.
Da man wohl davon ausgehen kann das kleinere Betriebe sicher Probleme mit der Umsetzung haben werden und Sonderregelungen bekommen werden oder der Arbeitnehmer sein Recht einfach nicht durchsetzen kann werden sich diese 82 % noch erhöhen.
Darüber hinaus werden die Arbeitgeber sicher ungerne für Arbeitszeitverkürzer neue Leute einstellen.
In der Realität wird man sehen das auch keine Produktion abgesenkt wird sondern die verbleibenden Kollegen das Arbeitspensum zusätzlich bewältigen müssen.
Was 5 arbeiten müssen dann halt zukünftig 4 schaffen.
4,3% sieht erstmal stattlich aus.
Sind bei einer Laufzeit von 2 Jahren aber lediglich ein Inflationsausgleich.
6 % (Bodenpersonal Lufthansa) macht sich noch besser in fetten Lettern.
Sind aber bei einer Laufzeit von 33 Monaten so ziemlich die gleiche Verarsche.
Berichten Sie doch mal über die Arbeitsbedingungen die beim beliebtesten Arbeitgeber am Fliessband herrschen.In was für einem Takt da die Leute im Schichtdienst für ein Leben fristen.
Wenn man solche Bedingungen Tieren im Zoo zumuten würde gäbe es einen Aufschrei.
Greenpace würd sich am Gehege anketten.
Dr. Diethelm Gscheidle
am 08.02.2018leider wird hier aus Umfragen ein falscher Schluss gezogen: Wenn lt. einer Gewerkschafts(!)-Umfrage 83% der Beschäftigten eine Absenkung der Arbeitszeit möchten, dann zeigt dies für mich das, was ich schon immer wusste: Dass Gewerkschaftsmitglieder zum größten Teil faul sind und eigentlich nicht arbeiten wollen. Dies ist ja auch ganz logisch: Wer gut und fleißig arbeitet, braucht keine Gewerkschaft; solche Angestellte wird der Arbeitgeber auch ganz freiwillig besser bezahlen. Wer dagegen faul ist, benötigt eine Gewerkschaft, um durch Streik-Erpressung (Streik - also schon wieder nicht arbeiten wollen! Ich sage es doch: die sind einfach nur faul!) Lohnerhöhungen durchzubekommen.
Glücklicherweise habe ich durch Einstellungs-Tests bisher vermeiden können, dass in meinem Institut irgendwelche Gewerkschaftsmitglieder arbeiten - würde ich von einer Gewerkschaftsmitgliedschaft erfahren, könnte sich dieser Angestellte sofort seine Papiere abholen! Leider bin ich dennoch mit faulen Angestellten geschlagen, so dass eine Lohnerhöhung selbstverständlich nicht in Frage kommt - schließlich bezahle ich meinen faulen Angestellten von MEINEM Geld fürstliche Gehälter!
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Diethelm Gscheidle
(netter, toleranter und sozialer Scheff, Verkehrswissenschaftler & Dipl.-Musikexperte)
Peter Kurtenacker
am 09.02.2018Andererseits ohne den Kampf der Gewerkschaften würden die Masse der Menschen immer noch im Elend leben und ein paar "Kapitalisten" würden alles verprassen. Diese Gegensätze setzen sich dann in anderen Bereichen fort.
Selbst die sogenannten Rechten und Linken bauen auf egoistischen Interessen einzelner Gruppen. Warum sollen normale Menschen für Güter von korrupten Adligen uä. in Pommern auch nur nachdenken? Zumal danach der Krach wegen irgendwelcher Dinge im Elsaß ansteht? Ach ja, dann kommen die Mailänder und wollen die heiligen drei Könige aus Köln haben, usw. Und die Kirche hat eh immer alles zusammen geklaut nach Meinung der Linken. Alle sind verlogen, auch die zuletzt genannten Kirchen.
In den polemischen Beitrag von sogenannten Dr. Diethelm Gscheidle wird das schön aus Sicht eines sogenannten Chefs auf die Spitze getrieben. Gleichzeitig ist der Fehler dieser Denkweise auch im Text: Er spricht von seinen Institut. Und das wird letztendlich wieder von der Gemeinschaft finanziert. Ab gesehen das jeder sofort weiß, so jemand ist gar nicht fähige gute Leute zu bekommen.
Als Gewerkschafter der IG BAU könnte ich noch eine viel tiefere und fundierter Kritik abliefern. Warum tut das niemand mehr? Noch mehr Öl in unsere zerrissene Gesellschaft schütten? Jeder sollte sich einmal genau überlegen ob er will das unser jetziges System den Bach her untergeht? Das dringend zum Teil tiefgreifende Veränderungen nötig sind unterschreibe auch ich sofort. Aber wollt Ihr wirklich Lösung in Richtung Links oder Rechts, wie wir sie schon einmal hatten? Und seht ihr nicht was in der übrigen Welt abläuft?
Es sollte eigentlich eine Transformation der Gesellschaft zu humaneren Lösungen stattfinden. Keine Zerstörung und von der jeweiligen Gruppe erhofften Neuaufbau in ihren Sinne. Klappt eh nicht.
Mit diesen Tarifabschluss bin ich auch nicht so glücklich. Ich darf nur erinnern das die IG Metall zb. eine 35 Stunden-Woche hat und andere Berufe dagegen sogar eine 42 Stunden-Woche haben. Jetzt bekommen sie sogar noch andere feine Dinge dazu. Aber jeder weiß: Beim Damiler kann ich "Urlaub" für die Pflege bekommen. Schon der Leiharbeiter daneben kann davon nur träumen. Und die Krankenschwester erzählt uns wahrscheinlich eine noch schlimmere Geschichte. Gleichzeitig wissen die Reichen nicht mehr wo sie ihr Geld "sinnvoll investieren" können. Allein das man so etwas inzwischen formulieren kann hätte vor 40-50 Jahren niemand geglaubt.
Unsere ganzes System ist sehr krank und der Beitrag Gscheidle muss so eingeordnet werden, er ist Satire. Die Linken Argumentationen anderer sind nur der Gegenpol einer nicht funktionierten Zukunftsschau.
Sollte Gescheidle wieder Erwarten tatsächlich irgendwo etwas zu melden haben, wird er Gnadenlos scheitern. Ich hoffe er sich wenigstens etwas gedacht als er den "Unsinn" niederschrieb. Vielleicht war es ja ein Test.
Weil mich jetzt viele entsprechend in einen Gutmenschen oder ähnliches einordnen: Bin ich nicht und ich hoffe das die SPD-Basis die Koalition ablehnt. Ich gehöre keiner Partei an, nur der IG BAU und den Sozialverband VdK. Da sieht man dann genug Elend. Und es nimmt sprunghaft zu. Das einzige wo ich mit Rechten und Linken voll übereinstimme: Noch einmal Merkel und ihre Alterstruppe hält das Land nicht aus. Da werde auch ich notfalls mit Krückstock auf die Demo gehen müssen.