Für Stefan Prakesch kommt alles Gute von oben. Aus grauen, oft tief hängenden Wolken: meist als plätschernde Regentropfen, im Winter auch als eisige Schneeflocken. Beides sieht der Ingenieur aus Wernau südlich von Stuttgart als Geschenk des Himmels, um eine noch wertvollere Ressource zu schonen. "Mit Regenwasser lässt sich täglich bis zu 50 Liter pro Person an kostbarem Trinkwasser sparen", betont er. Das schone nicht nur den Geldbeutel, sondern auch das natürliche Wasservorkommen in Böden, Flüssen und Seen. Aus ihnen werden in Deutschland jährlich rund 33,1 Milliarden Kubikmeter Wasser (Stand 2010) für Haushalte und Industrie entnommen.
Das Nass aus Himmelsschleusen sei vielseitiger einsetzbar als gemeinhin angenommen, sagt Prakesch, der für die Grünen im Wernauer Gemeinderat sitzt. Regenwasser taugt nicht nur fürs Blumengießen oder Bewässern von Parks und Äckern. Es sei sinnvoll für Toilettenspülung und auch zum maschinellen Wäschewaschen, wo es als weiches Wasser viel weniger Waschmittel verlange. Zudem eigne es sich hervorragend als Reinigungs-, Kühl- und Prozesswasser in Industrie und Gewerbe, wo die empfindlichen Anlagen nach hochreinem Wasser verlangen. "Regenwasser enthält keine Fremdstoffe, Mineralien und Phosphate", erläutert der Fachmann.
Trinkwasser müsse energie- und kostenaufwendig aufbereitet werden, damit Kühlkreisläufe nicht vorschnell korrodieren. Prakeschs Firma Aris bietet ausgefeilte technische Systeme, mit denen sich Regenwasser in Industrie und Haushalt genauso komfortabel und sicher einsetzen lässt wie Trinkwasser. Zu den Referenzobjekten zählt die Stuttgarter Mercedes-Benz-Arena, wo nur noch ein kleiner Teil des Gesamtverbrauchs Trinkwasser ist, seit alle 200 Toiletten mit Regenwasser gespült werden.
Wasserverbrauch ist dramatisch zurückgegangen
Doch trotz aller Vorteile und technischer Lösungen plätscherte die Regenwassernutzung in Deutschland zuletzt vor sich hin. "In den vergangenen dreißig Jahren sind rund 1,7 Millionen Regenwasseranlagen verbaut worden, vor allem in Ein- und Zweifamilienhäuser", sagt Dietmar Sperfeld von der Fachvereinigung Betriebs- und Regenwassernutzung. Das klingt zunächst imposant. Bei insgesamt 40 Millionen Haushalten hierzulande relativiert sie sich die Zahl jedoch. Die Boomzeit der Regenwassernutzung liegt lange zurück. Plante die Wohnungswirtschaft früher bei jedem zweiten Neubauprojekt auch eine Regenwasseranlage, so weist diese Sonderausstattung heute nur jedes fünfte Vorhaben auf.
Schuld daran ist auch die Politik, die das Interesse am ökologischen Wassereinsatz verloren hat, sagt Sperfeld. "Bis zum Jahr 2005 wurde die Regenwassernutzung in allen Bundesländern gefördert", veranschaulicht er. Heute schießt nur noch Bremen Geld zu, wenn Hausbesitzer oder Unternehmen Zisternen bauen wollen. Handfeste Probleme bei der Trinkwassergewinnung bewegen den Stadtstaat dazu: Bei zu hoher Trinkwasserentnahme drückt Salzwasser in den Grundwasserhorizont. "Die Politik konzentriert sich ökologisch heute zu einseitig", kritisiert Sperfeld. Nur auf Energiewende und Klimaschutz habe sie ihren Fokus gerichtet.
2 Kommentare verfügbar
Sabine Mayer
am 22.05.2016Das genaue Wirkprinzip, auf das sich ihr Installateur bezieht, würde ich gerne verstehen. Bezieht er sich auf Korrosion, auf Verstopfung, ... von welchem Rohr eigentlich?
Oder verbreitet ihr Installateur Pauschalurteile über Dinge (a la stehendes Wasser = schlechtes…