Es ist ja nicht so, dass die Behörden die Hände in den Schoss legen würden. Inzwischen haben sie die fünfte Info-Veranstaltung hinter sich gebracht, die aufklären soll, diesmal im Bühler Ortsteil Weitenung (Landkreis Rastatt). Darüber, dass Kürbisse weniger Giftstoffe aufnehmen als Petersilie, dass der Körnermais unbedenklich ist oder wie sich die PFC mit dem Grundwasser großflächig verteilen. Aber am Ende sind die 300 Betroffenen nicht unbedingt schlauer. Es scheint, als bleibe ihnen nichts anderes übrig als abzuwarten oder sich mit dem Hinweis zufriedenzugeben, ihre Tiere nicht mit Brunnenwasser zu tränken. Manche sagen auch, PFC sei überall, nur im Nordbadischen werde so viel Wind darum gemacht.
Weitenung ist der erste Ortsteil, der in Gänze von PFC-Grundwasser unterflossen wird. Oben ist alles gut, aber durch die Brunnen kommt das belastete Wasser an die Oberfläche und in die Gärten. "Schlimmer geht immer" – mit dieser Erkenntnis gehen die Einheimischen nach Hause, weil die PFC-Belastung in Nordbaden eine eigene Dynamik entwickelt hat.
Der Anfang
2013 wird bei routinemäßigen Kontrollen zufällig entdeckt, dass das Trinkwasser in Kuppenheim mit PFC kontaminiert ist. Genauer, im Tiefbrunnen Rauental. Die exakten Anfänge der Verseuchung lassen sich nicht mehr bestimmen, aber ein Komposthersteller steht als möglicher Verursacher im Fokus der Behörden und Gerichte. Irgendwann zwischen 2006 und 2008 hatten Bauern in den Landkreisen Rastatt und Baden-Baden den mit PFC-haltigen Papierschlämmen versetzten Kompost auf ihre Äcker gebracht. Die Gerichte werden noch eine Weile damit beschäftigt sein, zu klären, wer schuld ist, aber das hilft aktuell nicht weiter.
Die Folgen sind schon jetzt verheerend. Bis 2013 hatten die per- und polyfluorierten Kohlenwasserstoffe genügend Zeit, unbemerkt aus dem Boden in die Pflanzen, in das Grundwasser und mit der Grundwasserfahne in einige örtliche Trinkwasserbrunnen zu gelangen, aus denen die Bevölkerung mit PFC-haltigem Nass versorgt wird. Seit 2013 kennt man das Problem, aber immer noch gelangen die PFC vom Boden mit dem Sickerwasser in das Grundwasser. Mittlerweile spricht niemand mehr von einer kleinen lokalen Angelegenheit, auf einer Informationsveranstaltung ist von einer "tickenden Zeitbombe ungeahnten Ausmaßes" die Rede.
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