Sie bleiben, wenn andere gehen. Und sie tun es mit Absicht, die Fotografen der Rudersberger "Beobachter News". Sie haben es sich seit 2010 zur Aufgabe gemacht, überall dort zu sein, wo die Polizei auf Demonstranten trifft. Linke, Rechte, Pegidisten, Antifaschisten, und deshalb war auch der Bundesparteitag der AfD am vergangenen Wochenende in Stuttgart ein Pflichttermin. Mit sieben Fotografen ist Alfred Denzinger, der Chef des Online-Magazins, ausgerückt, um bildlich einzufangen, was schon im Vorfeld als Krawall angekündigt war. Auch von der Polizei.
Selbige ist nicht erfreut, wenn die Jungs aus Rudersberg (Rems-Murr-Kreis) auftauchen. "Wir sind denen seit Jahren ein Dorn im Auge", sagt Denzinger, "weil wir ihnen sehr genau auf die Finger gucken." Auf die Finger, die gern einen Schlagstock, Pfefferspray oder einen Hund an der Leine halten. Auch diesmal. Da kommt dann einiges zusammen, was der Staatsgewalt nicht gefällt. Im Fall der Proteste rund um den AfD-Parteitag sind es mehr als 4000 Fotos, die Denzinger mit seinem Sohn Nico noch in der Nacht sichtet, auf 267 reduziert <link http: www.beobachternews.de aktionsbuendnis-wirft-polizei-eskalation-vor external-link-new-window>und flugs in sein Internet-Portal stellt.
Alfred ("Fredy") Denzinger ist inzwischen polizeibekannt, woraus ein gewisser Schutz erwächst, der auch darauf gründet, dass bekanntermaßen mit ihm nicht zu spaßen ist. Er lasse sich nicht einschüchtern, sagt der 59-Jährige, der mit seinem sauber gestutzten Bart und der ordentlichen Frisur aussieht wie früher, als er noch Versicherungsmakler und Porsche-Fahrer war. Seine jungen Kollegen haben's da schwerer. Sie sind nicht "Fredy". Sie werden von der Polizei als "Propaganda-Abteilung der Antifa" eingestuft, so Denzingers Einschätzung, und leben deshalb gefährlich.
Valentin Amadeus zum Beispiel. Der 21-jährige Fotojournalist fand sich, zusammen mit drei anderen Kollegen, in der Gefangenensammelstelle in der Messehalle 9 wieder, nachdem sie die Sitzblockaden und die brennenden Reifen auf der Autobahn dokumentiert hatten. Vorgeworfen wird ihnen ein schwerer Eingriff in den Straßenverkehr, Nötigung und Landfriedensbruch – weil sie auf der A 8 gestanden sind.
Amadeus erlitt einen Kreislaufzusammenbruch und wurde ins Krankenhaus gebracht, zwei seiner Kollegen sahen sich mit Kabelbindern gefesselt in dem mobilen Knast wieder, einer musste in der Unterhose ausharren, alles über Stunden. Laut ihren Aussagen erklärte die Haftrichterin, es werde schon seinen Grund haben, warum sie von der Polizei in Gewahrsam genommen worden seien, und wünschte noch einen "schönen ersten Mai bei uns". Denzinger erwartet jetzt entsprechende Anzeigen der Polizei.
10 Kommentare verfügbar
Günter Sare
am 06.05.2016Ist von einem Sicherheitsapparat
-der jahrelang…