Im Sommer macht auch der linke Protest Ferien. Und so hatte Alfred Denzinger und seine MitstreiterInnen am vergangenen Wochenende tatsächlich mal frei. Kein G7-Gipfel, kein homophober Aufmarsch gegen Bildungspläne, keine rassistischen Stugida-Aktivitäten und damit auch keine Gegendemos. Es ist ruhig im Südwesten der Republik, nichts zu beobachten für die Wächter aus dem Wieslauftal. "Das ist auch mal ganz nett", sagt Alfred Denzinger und lacht. Eine kleine Sommerpause tut auch unermüdlichen Kämpfern gegen alte und neue Nazis, gegen Intoleranz und gegen polizeiliche Übergriffe mal gut.
Da sitzen sie in dem kargen Raum, in den sie zum Gespräch gebeten haben, Alfred und Nico Denzinger. Draußen vor der Tür steht groß vms-Versicherungen und klein Beobachternews, drinnen ein Tisch, ein Telefon, ein Computer, an der Wand ein Kaufhausbild, drunter Vater und Sohn. Alfred Denziger, 58 Jahre, sorgfältig gestutzter Vollbart, im früheren Leben Versicherungsmakler, heute Gründer und Herz des <link http: www.beobachternews.de external-link-new-window>Online-Magazins Beobachternews und voller Mitteilungsdrang. Sohn Nico, 35 Jahre, Hausmann, propere Langhaarfrisur, Tätowierungen am sommerlich entblößten Arm, freundliches Lächeln, eher wortkarg. Die Beobachternews sind ein Familienunternehmen der besonderen Art.
Sohn Nico kam dazu, als Neonazis seinen Vater bedrohten. Das war 2010, Nazis hatten in Weiler bei Schorndorf die "Linde" als Versammlungsort ausgeguckt, Alfred Denzinger gründete mit anderen "Weiler schaut hin", um mit Mahnwachen direkt gegenüber die braune Wirtschaft zu beenden. Als einer der Rechten den Vater am Kragen packte, war für Nico aus mit lustig, "das geht gar nicht". Der Vater zeigte den rechten Schläger an, der Sohn erklärte sich solidarisch und ist seitdem mit dabei. "Wir lassen uns von Rechten nicht einschüchtern", sagt Alfred. "Wir kuschen auch nicht vor der Polizei", ergänzt der Sohn. Das ist Journalismus mit Haltung und viel mehr als eine Vater-und-Sohn-Geschichte.
Mit den Denzingers steht man immer in der ersten Reihe
Zu zweit haben sie 2010 mit den Beobachternews ("Uns ist kein besserer Name eingefallen") angefangen. Inzwischen sind sie im Redaktionsteam zu viert, haben etwa 20 ehrenamtliche MitarbeiterInnen. Täglich berichten sie von Bundeswehr-Gelöbnissen, Hooligan-Aufmärschen, NPD-Parteitagen aus dem Südwesten, 2000 Zugriffe haben sie täglich.
2 Kommentare verfügbar
F. Fischer
am 05.08.2015