Bernhard Herbordt und Melanie Mohren vom Schaudepot in Stuttgart Süd haben einmal ein ganzes Dorf in ein Theater verwandelt, ein anderes Mal das Badische Staatstheater in Karlsruhe mit allen Beschäftigten, vom Intendanten bis zur Reinigungskraft, in ein Dorf. Sie haben unter anderem in der Kontext-Redaktion ein Stück ohne Schauspieler aufgeführt, im vergangenen Jahr das Festival der Kulturregion Stuttgart kuratiert und alle ihre Produktionen in einem Schaudepot archiviert, wo man sie sich auf Anfrage oder zu bestimmten Anlässen ansehen kann. Das ist weltweit einzigartig. Derzeit bekommt das Schaudepot von der Stadt 150.000 Euro im Jahr.
Wie Oberhoff und Citizen Kane erreicht auch das Schaudepot ein junges, diverses Publikum. Am Samstag spielten Kinder Werke, die Herbordt und Mohren bei renommierten Komponist:innen im Rahmen der Donaueschinger Musiktage in Auftrag gegeben haben. Anwesend war auch der körperbehinderte Tänzer und Choreograph Michael Turinsky aus Wien. Im Anschluss diskutierten die beiden Leiter der Jungen Oper im Nord, Stuttgart (Join), eine südindische Künstlerin sowie online zugeschaltet ein Regisseur und eine Sängerin aus Salvador de Bahia, Brasilien, über die Zukunft der Oper.
Die Oper wird gepampert
Während die Kleinen um ihre Existenz bangen, fließen viele Millionen in die Stuttgarter Oper. Am vergangenen Donnerstag hat der Gemeinderat einen städtischen Anteil von 63,5 Millionen Euro für den Neubau der Dekorationswerkstätten plus Kulissenlager der Staatsoper bewilligt. Wieviel davon in den Haushalten der kommenden Jahre eingeplant werden muss, steht noch nicht fest, nur dass in den nächsten zwei Jahren insgesamt 5,5 Millionen Euro für die vorbereitenden Maßnahmen anfallen. Die Übergangsspielstätte, das Interim, soll um die 250 Millionen, die Opernsanierung insgesamt weit über eine Milliarde Euro kosten.
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