"Seit 40 Jahren wurde zum Bauernkrieg nicht mehr geforscht", konstatiert Wegner, die an der Universität Tübingen ihre Doktorarbeit zum Thema schreibt und deshalb die Stelle bekam. Noch gelten hier die alten Feindbilder, erklärt sie, wie in den 1970er-Jahren: "Die da oben" und "wir hier unten". Es gebe aber sehr viele Dokumente, die zeigen, dass hier nicht homogene Blöcke gegeneinander standen, sondern Menschen, die individuell, von Mal zu Mal, vor Entscheidungen gestellt waren.
Von dieser Ausstellung, "Der Aufstand in Person!", mit viel rotem Text auf dunkelgrünem Grund unterscheidet sich Arwinds Beitrag schon optisch. Sehr viel freier, um nicht zu sagen wilder, bedecken hier englische Sätze, zum Teil auch in anderen Sprachen, von Hand geschrieben die Wände. Und Bilder, gezeichnet von Arwind selbst, die eigentlich Theaterautorin ist. Der Weg von den Bauernprotesten in Deutschland vor 500 Jahren zu denen im heutigen Indien ist für sie ein Gespräch mit vielen Stimmen.
"Consider a one-act play", steht da: Ziehe einen Einakter in Betracht. "Ich schreibe dieses neue Stück", so beginnt, auf Englisch, an anderer Stelle ein Dialog. Arwinds Ausgangspunkt sind die "zwölf Artikel", die Forderungen der Aufständischen im Bauernkrieg, unter anderem die Abschaffung der Leibeigenschaft, freier Zugang zu Brennholz, Jagd und Fischfang sowie ein Verbot der Veräußerung von Gemeindegütern. "Wie lässt sich ein Manifest für die Gegenwart umfunktionieren?", fragt Arwind und formuliert neue zwölf Artikel, zuletzt: "Überbewerte Poesie, es ist notwendig."
Nicht mehr als ein Gänseblümchen am Revers
Sie sei nicht gewöhnt, Eröffnungsreden zu halten, behauptet die Autorin. Und lässt deshalb eine Performance folgen, das heißt eine Lesung auf Englisch, gesprenkelt mit deutschen Sätzen. "Ich träumte einmal vom öffentlichen Raum", deklariert sie. "Wo wir die Dinge ansprechen können, die weh tun. Ich träumte vom öffentlichen Transport." Sie erzählt von der Einreise, "Willkommen in Deutschland", und wie schwierig es sei, ein Visum zu bekommen. Wie man taktisch vorgehen müsse, um an ein Stipendium zu gelangen.
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