Der Wind bläst kräftig über die Gartengrundstücke am Schnarrenberg. Bäume, die um die Gärten gewachsen waren und bisher für Windschutz gesorgt hatten, liegen gestapelt am Rande des Spazierweges. Der 48-jährige Oliver Matkovic deutet auf einen unter aufgewühlter Erde kaum mehr erkennbaren Weg – dies sei einmal der Zugang zu ihren Grundstücken gewesen. Über die Abholzungen um ihre Gärten herum wie über die Pläne, ihre eigenen Gärten abgeben zu müssen, haben die Pächter aus der Zeitung erfahren, so Hans Schinner, der bald 84 Jahre alt wird und seinen Garten "mindestens fünf Jahre noch" behalten will.
Insgesamt handelt es sich bei den betroffenen Grundstücken um 3.000 Quadratmeter Fläche in einem Landschaftsschutzgebiet. Dass die Kleingärten weichen sollen, hängt mit einem hippen Bauprojekt zusammen, das einige Kilometer weiter im Zentrum der Stadt verwirklicht werden soll: der "Maker City", geplant im Rosenstein-Viertel auf Flächen, die durch die unterirdische Gleisverlegung im Zuge von Stuttgart 21 frei werden sollen. Der Webseite der Stadt Stuttgart nach soll sie "als Experimentierfeld für produktiv-kreative Pilotprojekte" dienen und "ökologisch-soziales Wohnen mit städtischer Produktion, Kultur, Bildungs- und Forschungseinrichtungen sowie urbaner Landwirtschaft verbinden". Neuer Raum für Kreativität und Nachhaltigkeit – das klingt zunächst nicht falsch. Aber welche schon vorhandenen Räume sollen weichen, damit dort lebende Eidechsen eine Ausgleichsfläche bekommen?
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Jo
am 11.03.2022