Als es Anfang der 60er Jahre gebaut wird, gilt das Stammheimer Gefängnis als das modernste Deutschlands. Geplant ist es als Untersuchungsgefängnis. Da es mit seinen meterhohen Mauern, mit seinen Überwachungskameras und Bewegungsmeldern die sicherste Anstalt im Südwesten ist, wird 1974 die Führungsriege der "Roten Armee Fraktion" in Stammheim untergebracht, in einem Hochsicherheitstrakt im siebten Stock. Für den Prozess wird auf dem Gefängnisgelände eine fensterlose Halle wie eine Festung errichtet. Die Bilder von den mit schwerbewaffneten Polizisten bewachten Gebäuden, von Stacheldraht und Kameras, werden in den ausgehenden 70er-Jahren für viele zum Symbol staatlicher Gewalt und für manche gar für Justizmord.
Wie konnten die Schusswaffen, mit denen sich Raspe und Baader angeblich selbst erschossen, in Deutschlands bestgesicherten Knast gelangen? Wie konnte sich Gudrun Ensslin erhängen und Irmgard Möller mit einem Messer lebensgefährlich verletzen, ohne dass die Wärter irgendetwas bemerkt hatten? War es wirklich Selbstmord? Die Zweifel werden immer wieder laut.
Viel wurde seit 1977 dazu gesagt, im Fünfjahres-Rhythmus erschienen zum Jahrestag neue Filme, neue Theorien und immer wieder neue Erkenntnisse wurden präsentiert. Zuletzt vor fünf Jahren, als der Autor Helge Lehmann und Gottfried Ensslin, der Bruder von Gudrun Ensslin, die amtliche Version des Selbstmordes anzweifelten. Von Anfang an sei nur in diese Richtung ermittelt und Fremdverschulden ausgeschlossen worden. Sie stellten mehr als 30 Gründe zusammen, warum sie zweifelten, und viele klingen plausibel wie etwa der angebliche Schmuggel von Waffen ins Gebäude. Eine Neuaufnahme des Verfahrens jedoch lehnte 2013 die Staatsanwaltschaft Stuttgart ab. Heute, am 18. Oktober um 19 Uhr, spricht Helge Lehmann darüber im Württembergischen Kunstverein in Stuttgart.
Inzwischen steht der Hochsicherheitstrakt im 7. Stock leer. Die einstige Zelle von Andreas Baader ist eine Abstellkammer, die vergitterte Dachterrasse mit der Tischtennisplatte wird von den Insassen heute als "Affenkäfig" bezeichnet. Der Stuttgarter Fotograf Leif Piechowski konnte vor wenigen Wochen Eindrücke einfangen von einem Gefängnis, das einst als "Knast aller Knäste" galt.
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Schwa be
am 20.10.2017Im Artikel von Intercept (Link…