Im Süden der Demokratischen Republik Kongo ist es kürzlich wieder zum Einsturz einer Mine gekommen. Dort schuften Hunderte Arbeiter:innen und Binnenflüchtlinge ohne Arbeitsschutz für einen Hungerlohn. Mindestens 100 Menschen sind dieses Mal gestorben. Ihre geschürften Rohstoffe wie Gold werden – laut der Tagesschau – in Nachbarländer geschmuggelt. So lassen sich das echte Herkunftsland und damit die Menschenrechtsverletzungen beim Abbau nicht zurückverfolgen. Am Ende landen Metalle wie Kobalt, Kupfer und Coltan in wohlhabenden Regionen wie Baden-Württemberg, um dort unseren immer größer werdenden Bedarf an Technologie und Luxus zu stillen.
Der Ressourcenhunger im deutschen Südwesten ist enorm. Bezahlt wird er mit Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörung in den Förderländern. Metalle sind besonders begehrt: Obwohl in Deutschland der Metallverbrauch mit 1,5 Tonnen pro Person und Jahr viel höher ist als der weltweite Durchschnitt, findet hierzulande kaum Abbau statt – mit den Folgen für Mensch und Umwelt müssen sich andere Regionen herumschlagen.
In Baden-Württemberg ist der Ressourcenverbrauch pro Person sogar mehr als doppelt so hoch (3,2 Tonnen pro Jahr) wie im deutschen Durchschnitt. Und er wächst: Allein von 2010 bis 2021 hat der inländische Metallverbrauch in Baden-Württemberg um 284 Prozent zugenommen, sich also beinahe verdreifacht. Der Großteil dieses Bedarfs geht auf die Umstellung vieler Infrastrukturen zurück. Zum Beispiel auf die Energiewende und Elektroautos.
Politik tendiert zur Augenwischerei
Diese Zahlen stammen aus einem Zwischenergebnis der Studie "Rohstoffbedarf BW: Analyse, Risikobewertung und Zukunftskonzepte", kurz "RoBW". Darin ermittelten Wissenschaftler:innen des Heidelberger ifeu-Instituts für Energie- und Umweltforschung mit einem Rankingsystem, wie es um Rohstoffe in den Kategorien Menschenrechte, Umwelt, wirtschaftliche Bedeutung, Stabilität des Herkunftslandes (Risiko) und verbrauchte Menge steht. Sie stellen fest, dass die fünf konfliktreichsten Rohstoffe für Baden-Württemberg Aluminium, Kobalt, Lithium, Kupfer und Wolfram sind. Auf dieser Grundlage haben die Forschenden dann mit Akteur:innen in den Hauptabbauländern des jeweiligen Rohstoffs gezielte Interviews geführt. Tote Flüsse in Peru, die Zerstörung von Friedhöfen in Simbabwe und die Vertreibung der lokalen Bevölkerung in der Demokratischen Republik Kongo sind nur wenige Beispiele für all die Folgen des Rohstoff-Extraktivismus. Dass sich die "Investitionsentscheidungen an sozialen und ökologischen Kriterien orientieren" könnten, ist einer von vielen Lösungsvorschlägen an Banken und Unternehmen. Finanziert hat die Studie das baden-württembergische Umweltministerium.
Bei der Vorstellung der Ergebnisse auf der Herbstkonferenz des Dachverband Entwicklungspolitik Baden-Württemberg (DEAB) kommen Expert:innen und Engagierte aus der "Eine-Welt-Bewegung" sowie Politiker:innen aus Baden-Württemberg zusammen. Im Namen des Umweltministeriums hielt der Staatssekretär Andre Baumann (Grüne) noch vor der Präsentation der Studie eine Rede in Vertretung für die Ministerin Thekla Walker (Grüne).




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