Im Juli 2019 brachte die Fraktion der Grünen mit dem Vorsitzenden Ulrich Walz einen Antrag in den Regionalverband Bodensee-Oberschwaben ein, den Abbau auch im Reicher Moos zu beenden
und es zu renaturieren. Es war das letzte Moor, in dem großflächig Torf abgebaut werden durfte, denn 1995
wurde die kommerzielle Nutzung im Federsee-Ried, im
Wurzacher und im Waldseer Ried beendet. Gegen den Antrag gab und gibt es im Zweckverband aus Kommunen und Kliniken Widerstand.
Das Reicher Moos war, wie andere Moore in der Region, acht Meter tief. Jetzt ist an den Abbauflächen noch eine rund einen Meter tiefe, ökologisch wertlose Humusschicht, sagt Walz. Er fasst den Bedarf der Kliniken zusammen:
175 Kilo Torf braucht eine Person für ein "Heilbad", ein
Kubikmeter Torf reicht für zweieinhalb Bäder. In wenigen Jahren dürften die Ressourcen erschöpft sein.
Der Klinikverband
definiert den Torf mit seinen Gutachten selbst als "Heilmittel",
medizinisch-wissenschaftlich lassen sich dafür keine
Beweise finden. 15 Minuten lang sollen die Heilkräfte in den
Körper eindringen. Die Frage, ob dieselben Effekte
ohne Naturzerstörung nicht mit Heu- und Schlammbädern
erreicht werden könnten, wird in den Kliniken offensichtlich
gar nicht erst gestellt. Zum Torfabbau gibt es auch für Wolfgang Heine, Direktor des Regionalverbands Bodensee-Oberschwaben, keine Alternative,
um die Kurbäder zu erhalten. "Wenn man den Bädern die
Möglichkeit nimmt, besorgen sie ihn sich in Osteuropa", sagt er. Und das sei ja auch nicht klimafreundlich.
Moorbäder als Kreislaufwirtschaft
Weder die Bürgerinitiative Reicher Moos noch
der Verein Pro Natur sind generell gegen Moorbäder.
Doch eines ihrer Ziele heißt: "In Zeiten des Klimawandels
ist nur eine Kreislaufwirtschaft durch Recycling des Badetorfes verantwortbar. Das ist die Aufgabe der Heilbäder, da ein
Geschäftsmodell, das auf Naturzerstörung basiert, keine
Zukunft haben kann." Es geht auch anders, ist sich Ulrich Walz sicher. Bei einem Besuch der Moorbadebetriebe im Bergkiefernmoor im bayerischen Bad Kohlgrub erfuhr er, dass dort Recycling von Torfschlamm zum Geschäftsmodell wurde. Die vier Badebetriebe in Kohlgrub benötigen pro Jahr dadurch gerade noch maximal 200 Kubikmeter Moor, der Zweckverband der Moore im Kreis Ravensburg dagegen etwa 4.000.
Die Recyclingquote in Bad Kohlgrub liegt bei 50 Prozent. Nach der Nutzung in den Heilbädern wird der Torfschlamm in frühere Abbaufelder gebracht und reichert sich über zehn Jahre mit einer Vielfalt mikrobiotischer Substanzen und Lebewesen an. Der in Kohlgrub tätige Biologe Helmut Hermann meint, 50 Prozent der zerstörten
Moore könnten renaturiert werden. Er fordert ein Milliardenprogramm zur großflächigen Wiedervernässung.
Die landwirtschaftliche Beweidung der entwässerten Moore, so die Erkenntnis von Ulrich Walz aus dem Modell
Kohlgrub, müsse gestoppt, die Wiesen müssten "verwildert" und langsam wieder verwässert, die Landwirte finanziell
entschädigt werden.
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