Bauwut und Flächenfraß sind keine exklusiven Großstadt-Phänomene. Auch im ländlichen Raum "reißen Straßenbauten, Autobahnzubringer die weichhügelige Wiesenlandschaft auf, Fahrzeuge bleiben hinter uniformen Garagentoren versteckt, auf Brachland erheben sich gewaltige Silobauten, Lagerhallen verströmen das gesichtslose Flair von Industrieansiedelungen, überall aufgeräumte Zweckmäßigkeit". So beschrieb der Schriftsteller Peter Renz 2015 seine Heimat in Oberschwaben, die er kaum wiedererkannte: "Ein nüchterner Blick entdeckt eine schleichende Metamorphose, die unser gewohntes Bild von dörflicher Welt zersetzt."
Sieben Jahre später ist es mit der Naturvernutzung nur noch schlimmer geworden. Doch regt sich etwas im strukturkonservativen Raum. Denn wo sich wertvoller Waldboden in Kiesgruben für volle Kontostände verwandeln soll, ist inzwischen fest mit Protest zu rechnen. "Ende 2020 hatte ich im Augsburger Klimacamp und im Danneröder Forst das Klettern gelernt", berichtet der Aktivist Samuel Bosch. Er gehörte zu den ersten, die vor einem Jahr auf die Wipfel im Altdorfer Wald stiegen – von den AktivistInnen liebevoll "Alti" genannt –, und sich am Baumhausbau beteiligte. Er will nicht nur gegen die profitgetriebene Rodung von Waldstücken protestieren. Auch wie der Regionalplan für Bodensee-Oberschwaben fortgeschrieben werden soll, stellt für ihn und Gleichgesinnte ein Ärgernis dar.
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