Kaltes Wasser ist gefährlich, das weiß auch das Ordnungsamt Heilbronn. Und deshalb, so führt eine Mitarbeiterin der Stadt vor Gericht aus, sah sich die Behörde gezwungen, einzuschreiten. Um selbstschädigendes Verhalten zu verhindern – damals am 16. November 2017.
Passiert ist folgendes: Ein Containerschiff verfrachtet radioaktive Brennstäbe über den Neckar, vom Atomkraftwerk Obrigheim nach Neckarwestheim. Dagegen wollen UmweltaktivistInnen protestieren, schwimmend, in Neoprenanzügen und mit aufblasbaren Gummienten. Um 9:12 Uhr, so steht es im Einsatzprotokoll der Polizei, erfolgt die erste Durchsage über Lautsprecher: Die städtische Versammlungsbehörde hat entschieden, die Demonstration auflösen zu lassen. Als sieben Minuten und zwei weitere Durchsagen später immer noch Menschen im Wasser sind, werden die Ordnungshüter aktiv und wenden Zwang an.
Im Wasser ist an diesem Tag auch die langjährige Anti-Atom-Aktivistin Cécile Lecomte, Jahrgang 1981, die in der öko-sozialbewegten Szene unter dem Spitznamen "Eichhörnchen" bekannt ist. "Die Menschen haben das Stereotyp im Kopfe, dass Menschen mit Behinderung nichts können, weil sie eben behindert sind", schreibt Lecomte auf ihrem Blog, und fragt, ob man es den Betroffenen nicht selbst überlassen kann, "einzuschätzen, was sie können und was sie nicht können?" 2004 ist Lecomte an Rheuma erkrankt, wobei sich ihre Mobilität zunehmend verschlechtert: Ende 2017 war sie noch mit Krücken unterwegs, heute ist sie Kletteraktivistin mit Rollstuhl – was regelmäßig für verdutzte bis ungläubige Rückfragen sorgt.
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Cécile Lecomte
am 01.08.2020Details siehe…