Auerhühner sind in vielerlei Hinsicht faszinierende Tiere. An kaltes Klima angepasst ernähren sie sich im Winter hauptsächlich von Nadeln und Knospen. Mit dieser kargen Kost kommen sie nur aus, indem sie ihren Stoffwechsel herunterfahren. Im Schnee verhindern die befiederten Füße ein Einsinken, wodurch sie gegenüber manchem Fressfeind im Vorteil sind.
Aller Tricks zum Trotz ist der Überlebenskünstler im Schwarzwald akut vom Aussterben bedroht. Seit 1971 schrumpfte die gezählte Population von 570 auf 114 balzende Auerhähne im Jahr 2021. Zudem verkleinerte sich das Verbreitungsgebiet auf aktuell rund 34.000 Hektar. Der Klimawandel macht sich auch hier bemerkbar.
"Wir haben in den letzten drei Jahren einen kritischen Schwellenwert erreicht, ab dem die Art voraussichtlich bis Ende des Jahrzehnts in Baden-Württemberg aussterben wird, sofern wir jetzt nicht entschlossen handeln und Gegenmaßnahmen ergreifen", sagte Baden-Württembergs Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) bei einem Informationstermin im Februar dieses Jahres.
Das ist bemerkenswert, denn schon seit 2008 werden im groß angelegten "Aktionsplan Auerhuhn im Schwarzwald" zahlreiche Maßnahmen zum Erhalt des als Eiszeitrelikt geltenden Vogels gebündelt. Den Plan hatte der gelernte Forstwirt Peter Hauk zwei Jahre zuvor bei der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) in Auftrag gegeben. Ziel war, die damalige Population von rund 300 Hühnern mindestens zu halten und das Verbreitungsgebiet in benachbarte "Potentialgebiete" auszudehnen, die "auerhuhngerecht" gestaltet werden sollten. Trotz aller Bemühungen beschleunigte sich der Rückgang der Auerhuhnpopulation sogar noch. Wirkung entfaltet der Plan hingegen als Bremse für den Ausbau der Windkraft im Schwarzwald.
Für das Auerhuhn gelten eigene Regeln
Wie konnte das geschehen? Bei der FVA arbeitet Forstwirt Rudi Suchant, der sich seit Jahrzehnten dem "Auerhuhnschutz" verschrieben hat. Ab 1988 baute er die Abteilung Wildtierökologie auf. In der 1995 gegründeten Arbeitsgemeinschaft Rauhfußhühner (AGR) band er die unterschiedlichsten Interessensgruppen ein. Das Spektrum reicht vom Landesjagdverband über die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald bis hin zum Umweltbeirat des Deutschen Skiverbandes. 2001 promovierte er mit einer Arbeit zum "Lebensraummodell Auerhuhn".
Abseits herkömmlicher Artenschutzbestimmungen schuf Suchant mit der AGR für das einst von Adeligen bejagte Auerwild eigene Schutzkategorien. Der Auerhuhnschutz wurde zum Begriff. Möglichst viele sollten mithelfen, den Schwarzwald auf großen Flächen artgerecht umzugestalten und den Wappenvogel des Schwarzwalds vor dem Aussterben zu bewahren.
3 Kommentare verfügbar
Ks
am 26.10.2022Genau, es verbessert sich für das Auerhuhn nichts. Man müßte halt mal - in diesem Fall den Staatswald so bewirtschaften, dass das Auerhuhn hier auch wieder…