Es ist die Zeit der Hochglanz-Erzählungen, der Schlagworte und Floskeln und der Strategie, innerparteilich wichtige Akteur:innen nicht zu verprellen. "Ich weiß, dass ich hier gegen Windmühlen kämpfe", traut sich einer dann doch, Wasser in den Wein zu gießen: Christian Bäumler, Landeschef des Arbeitnehmerflügels, begründet einen Antrag, der nicht zum ersten Mal gestellt wird und der einen Mindestlohn für Saisonarbeitskräfte in Deutschland unterstützt, weil einen solchen nicht zu zahlen schlicht rechtswidrig sei, argumentiert der langjährige Richter.
Abgelehnt wird der Vorstoß trotzdem. Um ein Signal an die Landwirte zu senden, wie es heißt. Die Rechtslage bleibt ausgeblendet. Wie für so viele Themen gilt: Finger weg von dem Ehrgeiz, Komplexes aufzudröseln. Steht der 80. Landesparteitag doch unter dem leicht fasslichen Motto "Mut. Tempo. Taten". Widersprüche werden weggeklatscht, etwa wenn der neue Hoffnungsträger Hagel – erst einmal in Fahrt – Demut als den "Stolz der Konservativen" anpreist. Um sich sogleich damit zu brüsten, dass kein anderer CDU-Landesverband in ganz Europa besser aufgestellt sei als der eigene.
In der CDU fanden viele Hagels Auftritt stark
Dennoch oder gerade deshalb beeindruckt der 35-Jährige das Auditorium, das sich mit rauschendem Beifall bedankt. Und nicht nur damit: Während seiner Ausführungen zum Hamas-Überfall auf Israel und zu seiner kürzlich absolvierten Nahost-Reise verspricht er, es gebe "für uns kein Relativieren der Morde an unseren älteren Geschwistern im Glauben". Da ist es mit einem Mal andächtig still im Saal. Nachher im Foyer wird dies als stärkster Auftritt auf einem Landesparteitag gelobt, seit Hagel 2016 als Generalsekretär der baden-württembergischen Union in die Führungsspitze aufrückte.
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Kurt Mailänder
am 01.05.2024