Ein Teil der Impfdosen stammt offenbar auch aus Deutschland: Auf der Homepage des Auswärtigen Amtes ist zu lesen, dass mittlerweile rund 95 Millionen Dosen an Covax übertragen worden seien, die nun Schritt für Schritt ausgeliefert werden. Bis Anfang Dezember seien davon bereits knapp 27,7 Millionen Dosen an 23 Empfängerstaaten ausgeliefert worden. Weitere rund 65 Millionen Dosen befinden sich den Angaben zufolge in der Auslieferung oder Liefervorbereitung über Covax.
Virus-Mutanten sind programmiert
Es heißt, dass der beschriebene Fall der größte Verlust an Impfstoff ist, den es bisher in Afrika gegeben hat. Fatal dabei ist, dass in dem bevölkerungsreichsten Land Afrikas von 200 Millionen Menschen nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) nur etwa vier Prozent eine vollständige Impfung haben. Die niedrige Quote befördert nicht nur schwere Verläufe und Todesfälle – Wissenschaftler sind sich einig, dass nur eine weltweit hohe Impfrate die Entstehung weiterer Mutationen wie Omikron verhindern kann.
Die Organisation Medico International mit Sitz in Frankfurt weist darauf hin, dass der südafrikanische Intensivmediziner Louis Reynolds schon im Sommer in einem Beitrag für die Zeitung "Maverick Citizen" davor warnte, dass die Ungleichheit bei der Impfung das Auftreten einer größeren Anzahl von Virusvarianten begünstige, vor allem an Orten mit dem schlechtesten Zugang zu Impfungen: Mitte August waren "in sechs der zehn Länder mit den höchsten Pro-Kopf-Todesraten durch Covid-19 - in Tunesien, Georgien, Botswana, Eswatini, Namibia und Südafrika weniger als zehn Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft".
Schwere Vorwürfe erhebt Reynolds gegenüber den Pharmaunternehmen. Sie hätten ein Interesse an Krankheit und schlechten Gesundheitszuständen. In diesem Zusammenhang bezieht er sich auf einen Bericht der "People's Vaccine Alliance" vom Juli 2021, aus dem hervorgeht, dass Pfizer/BioNTech und Moderna den Regierungen bis zu 41 Milliarden US-Dollar mehr als die geschätzten Produktionskosten in Rechnung stellen. Außerdem habe Pfizer zur gleichen Zeit bekannt gegeben, dass es dank seinem Covid-19-Impfstoff 2021 einen Umsatz von etwa 33 Milliarden US-Dollar erwartet – 30 Prozent mehr als noch vor drei Monaten prognostiziert. Das "Ärzteblatt" berichtete im November, dass das Unternehmen die Prognose auf nunmehr 36 Milliarden Dollar korrigiert hat.
EU sträubt sich, den Patentschutz aufzuheben
Weiterhin setzen Deutschland und die EU auf freiwillige Spenden von Arzneimitteln und sind gegen eine Aufhebung des Patentschutzes. Ihr Argument lautet, dass sonst der Anreiz für die Forschungstätigkeit bei den Pharmakonzernen fehle. Dies hält der Mediziner Unni Karunakara, der lange für Ärzte ohne Grenzen tätig war und sich für die globale Gesundheitsgerechtigkeit einsetzt, für falsch. "Es ist geradezu kurios, dass im Herzen der Ideologie vom freien Markt eine extreme protektionistische Tendenz vorliegt", sagt er.
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