Es sind zwei sehr unterschiedliche Katastrophen, und doch gibt es einige Gemeinsamkeiten. Die dramatischen Szenen am Flughafen von Kabul machen deutlich, dass die internationale Gemeinschaft in Afghanistan einen Scherbenhaufen hinterlassen hat. Und auf Haiti sollte nach dem schweren Erdbeben vor mehr als zehn Jahren eigentlich alles anders werden – aber im Grunde ist jetzt, nach dem erneuten Beben, alles wie zuvor, vielleicht sogar noch schlimmer. Die NGOs sind ratlos. Haben sie hier versagt?
Zugegeben, dieses Urteil drängt sich auf. Und die Berichte aus beiden Ländern sind Wasser auf die Mühlen der Kritiker internationaler Hilfsorganisationen. Jene würden vielfach zur Verschärfung der sozialen Konflikte beitragen, sagen die Gegner. Ohne ihr Eingreifen seien viele Menschen und vor allem auch Kinder weiter Not und Elend ausgesetzt, entgegnen die Befürworter. Gibt es dazu eine eindeutige Antwort?
Die Szenerie ist mir noch so gegenwärtig wie vor 20 Jahren, als ich für eine kirchliche Hilfsorganisation vor Ort war. Wir saßen in Peschawar im Norden Pakistans und schauten fern. Als der britische Sender BBC die Nachricht vom amerikanischen Angriff auf Afghanistan verkündete, hörten wir schon ein unheimliches Brummen über unseren Köpfen. US-Bomber waren auf dem Weg zur afghanischen Grenze. Ein gespenstischer Augenblick. Seit Tagen hatte es Gerüchte gegeben. Und jetzt war es Wirklichkeit. Der Krieg begann.
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