Die stadträumliche Positionierung des neuen Kulissengebäudes ist ohne jeden Spielraum und Mehrwert für die Allgemeinheit. Wir sagen seit Langem, dass das so nicht geht. Jetzt stellt das Land selbst die Frage, was eigentlich passiert, wenn die notwendige Technik für die Oper weiterwächst und irgendwann noch mehr Platz braucht. Am jetzigen Standort gibt es unter den jetzigen Vorgaben keine Möglichkeiten. Und auf einmal zieht der Oberbürgermeister die Variante Zuckerfabrik, in welche ganze Werkstätten ausgegliedert werden sollen. Diese Info erhalten wir eine Stunde vor der Präsentation des Gesamtprojekts im Verwaltungsrat. Da ist nichts gerechnet und nichts geplant, es bleibt vieles im Vagen und im Unklaren. Was mich am meisten stört, ist, dass wir von Anfang an ganz anders hätten nachdenken können, wenn die Möglichkeit einer solchen Außenstelle als Option schon früher diskutiert worden wäre.
Treten Sie zur OB-Wahl an?
Das ist aber mal ein thematischer Sprung. Ich bin gerade noch am Überlegen.
Was würden Sie tun, wären Sie OB?
Erst einmal das Erbe betrachten. Ich anerkenne, dass Fritz Kuhn beim Thema Staatstheater Fehler und Versäumnisse geerbt hat. Aber das ist jetzt auch schon sieben Jahre her. Ich würde den Verwaltungsrat aber auf keinen Fall unter Zugzwang setzen. Da ist jetzt eine Drohkulisse aufgebaut: Im Frühjahr muss entschieden werden, sonst wird alles noch viel teurer …
… 30 Millionen Euro pro Jahr, rechnet das Finanzministerium.
Ja genau, mit diesen Kostensteigerungen setzen sie uns unter Druck. Auch stellt sich mir die Frage der Seriosität, wenn in der Präsentation am Vormittag noch von einem Baubeginn im Jahr 2023 und von zehn Jahren Bauzeit ausgegangen wird, und nachmittags beginnt man dann erst im Jahr 2026. Daran sieht man, dass alles mit sehr heißer Nadel gestrickt ist.
Was würden Sie also tun?
Ich würde alles noch einmal durchdenken, mit allen Beteiligten, mit den Teilen der Stadtgesellschaft, die sich für das Thema interessieren, mit allen, die mitmachen wollen. Die Oper gehört nicht den Opernbesuchern oder den Künstlern allein, sondern sie gehört vor allem uns, der Stadtgesellschaft. Der Littmann-Bau ist eine tolle, großartige Spielstätte, aber: Muss die Oper wirklich dort bleiben? Ich würde noch einmal grundsätzlich über die Interimsspielstätte diskutieren. Könnte man nicht für einen Mehraufwand von 100 Millionen Euro eine vollwertige dritte Spielstätte an den Wagenhallen bekommen, die nicht teilweise wieder abgerissen wird, eine Oper an einem ganz neuen Standort, raus aus dem festlichen Barock-Feeling des Littmann-Baus, in eine andere spannende Umgebung? Was sind da für Synergieeffekte möglich zwischen dem Kulturschutzgebiet im Stadtacker, dort, wo Künstler und Künstlerinnen mit ganz anderen Zugängen unterwegs sind? Und das Tolle wäre: An der B14 würde sich alles städtebaulich entspannen, und für das Ballett könnte man den Littmann-Bau deutlich kostengünstiger sanieren. Das wäre doch eine Form von Mehrwert, die die Kosten in einem anderen Licht erscheinen ließe.
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Karl Heinz Siber
am 21.11.2019