Landesgeschichte wurde geschrieben von parlamentarischen Untersuchungsausschüssen. Zum Beispiel nach Lothar Späths Rücktritt im Zuge seiner "Traumschiff-Affäre", als nach und nach herauskam, wie sich der Ministerpräsident von befreundeten Industriellen hunderte Flugzeugreisen und sogar private Nobelurlaube hatte zahlen lassen. Als Kollateralschaden des Milliardenbetrugs mit Horizontalbohrmaschinen, im Gedächtnis geblieben als "FlowTex"-Skandal, mussten gleich zwei MinisterInnen der FDP, Walter Döring (Wirtschaft) und Corinna Werwigk-Hertneck (Justiz), das Handtuch werfen. Stefan Mappus werden die Enthüllungen um seinen EnBW-Deal noch lange begleiten. Die beiden NSU-Ausschüsse offenbarten, wie schlampig Polizei und Verfassungsschutz im Land mit dem Phänomen gewaltbereiter und Nazi-affiner Rechtsradikaler umgingen.
"Ausschuss zur Aufklärung der Vorgänge an der Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen Ludwigsburg (HVF) und der Rolle des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg (MWK), insbesondere des möglichen pflichtwidrigen Verhaltens von Ministerin Theresia Bauer" – so sollte das Abgeordnetengremium eigentlich heißen. Die Oppositionsparteien SPD und FDP, erkennbar getrieben von dem dringenden Wunsch, der in der Fachwelt angesehenen Heidelbergerin am Zeuge zu flicken, wollten die Kurzbezeichnung "Bauer I" etablieren, so als stünde schon bei der Einsetzung fest, dass eine Fortsetzungsgeschichte geschrieben würde. Thekla Walker (Grüne) wandte sich erwartungsgemäß dagegen, woraufhin FDP-Anführer Hans-Ulrich Rülke prompt ein "Wir können 'Bauer II' machen" dazwischen rief und SPD-Fraktionsvize Sascha Binder sich ganz begeistert ein "Bauer I bis IV" ausmalte. Die Idee, der bundesweit mehrfach als Wissenschaftsministerin des Jahres ausgezeichneten Grünen an den Karren zu fahren, war einfach zu schön.
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