Allein der Auftakt des denkwürdigen 13. Sitzungstag ist befremdlich. Eigentlich will, gemäß der vereinbarten Reihenfolge, SPD-Obmann Sascha Binder anfangen, seinen Fragenkatalog abzuarbeiten. Doch die Ausschussvorsitzende Sabine Kurtz (CDU) fährt ihm in die Parade und wendet sich ihrerseits an die Zeugin Claudia Stöckle. Daraufhin startet die frühere Rektorin der Beamtenhochschule Ludwigsburg ihren ersten Rundumschlag und kritisiert "das Chaos, das das Wissenschaftsministerium zu erzeugen versucht". Dann erst antwortet sie der Vorsitzenden auffallend zügig und glücklicherweise ist der Leitz-Ordners vor ihr schon an der richtigen Stelle aufgeschlagen. Alles Zufall natürlich. Stunden später wird die Zeugin erläutern, wie sie immer mal wieder mit diversen Abgeordneten Zufallskontakte hatte, aber nicht mehr.
Was nicht alles Zufall ist. So hat die promovierte Juristin fast vier Jahre nach ihrer Abwahl als Hochschulleiterin noch dieses Plakat in ihren Unterlagen gefunden. Darauf hat sie mehrfarbig und dicht beschrieben all ihre Baustellen in der Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen verzeichnet. Mit ausgebreiteten Armen hält sie es den Ausschussmitgliedern vor. So will sie den vorgefundenen Zustand an der Hochschule illustrieren. Das Chaos – von den Zulagen, über das Rechenzentrum, bis zu den ungenehmigten Nebentätigkeiten von Lehrenden. Dass sie dieses Chaos als Rektorin verstärkt haben könnte, passt nicht ins Weltbild der Spitzenbeamtin. Ihr Talent besteht darin, die Dinge so darzustellen, dass sie selbst gut dasteht.
Bestes Beispiel ist die eigene wechselvolle Karriere. Zwölf unterschiedliche Posten hat sie vor ihrer Berufung nach Ludwigsburg bekleidet. Nach der Übernahme in den Staatsdienst 1988 war die Juristin in den Regierungspräsidien Stuttgart und Karlsruhe tätig, von 1991 bis 1993 im sächsischen Umweltministerium, danach abgeordnete Richterin, schließlich zwei Jahre lang an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung, später wieder beim Regierungspräsidium Karlsruhe in verschiedenen Referaten, ab 2002 im Innenministerium, dort in etlichen Referaten, und ab 2008 Erste Landesbeamtin und stellvertretende Landrätin im Landkreis Calw, bis sie 2012 nach Ludwigsburg wechselte. Als Sascha Binder die kurvenreiche Laufbahn anspricht, gewinnt die Zeugin ihr eine für sie günstige Pointe ab: Die zwölf Stationen und die damit verbundene "hohe Veränderungsbereitschaft" seien doch sehr gut und sehr positiv zu bewerten.
4 Kommentare verfügbar
Eine Ehemalige
am 14.04.2018