Das ist tatsächlich etwas Neues im Von-der-Leyen-Erlass: Die Bundeswehr wird durch sich selbst traditionsstiftend. Und, damit verbunden, nimmt der neue Erlass erstmals "die gesamte deutsche Militärgeschichte in den Blick", also auch andere Armeen als die der Bundeswehr vorausgehende Wehrmacht, etwa die die Nationale Volksarmee (NVA) der DDR oder die Armee des Deutschen Kaiserreichs. Und auch aus diesen könne "jenen Teile", sprich Personen, die Traditionswürdigkeit abgesprochen werden, "die unvereinbar mit den Werten unserer freiheitlichen demokratischen Grundordnung sind". Etwa jener preußische General Otto von Emmich, der im Ersten Weltkrieg für Kriegsverbrechen bei der Eroberung von Lüttich verantwortlich war und daher keiner Kaserne mehr als Namenspate dienen soll.
Das mag ein begrüßenswerter Schritt sein. Doch die Umbenennung erscheint aus mehreren Gründen als publikumswirksame Inszenierung: 2014 noch hatte es von der Leyen ausdrücklich abgelehnt, die Emmich-Cambrai-Kaserne umzubenennen – es lägen keine wissenschaftliche Belege für eine Schuld Emmichs vor, <link http: www.haz.de hannover aus-der-stadt uebersicht ursula-von-der-leyen-ist-gegen-umbennenung-von-umstrittener-kaserne-in-hannover external-link-new-window>hieß es damals. Dahingestellt sei ohnehin, ob ein Erster-Weltkriegs-General irgendeinem jungen Rekruten noch etwas sage, meint Knab.
"Deckmantel der Basisdemokratie"
Und wenn schon Kasernennamen als Ausweis eines Traditionsverständnisses dienen sollen, dann stünde als weit dringendere Aufgabe an, sich mit den immer noch nach NS-Kriegshelden benannten Quartieren zu beschäftigen. Etwa der Lent-Kaserne im niedersächsischen Rotenburg, als deren Namenspate der Jagdflieger Helmut Lent dient, der sich überaus eifrig in den Dienst der NS-Propaganda stellte. Der Streit um diese gleicht einer schon viele Jahre andauernden Posse (<link https: www.kontextwochenzeitung.de zeitgeschehen aerger-mit-der-wehrmacht-4366.html _blank internal-link-new-window>Kontext berichtete), Knab nennt es "einen Skandal". Von der Leyen will eine Umbenennung, doch nach aktuellem Stand soll an dem Namen nicht gerüttelt werden. Die immer wieder gleiche Begründung: Die "bewährten Verfahren", dass Namensgebungen "von unten", in einem Meinungsbildungsprozess in der Kaserne vor Ort angestoßen werden sollen.
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Andromeda Müller
am 15.04.2018