"Nur die allerdümmsten Kälber", so sagt man, "wählen ihre Schlächter selber." Das scheint zu passen auf die gegenwärtige weltpolitische Situation. Denn populistische und rechtsextreme Bewegungen und Parteien feiern Erfolge, nicht weil sie erfolgreich putschen oder einen Staatsstreich durchführen, sondern mit dem Instrument, das als ein zentrales Moment von Demokratie und Menschenrechten gilt: freien und geheimen Wahlen. Bolsonaro, Trump, Orbán und wie sie alle heißen, wurden gewählt, auch wenn sie in durchaus problematischer Weise die Möglichkeiten des jeweiligen Wahlrechts für sich ausnutzten. Das bedeutet zugleich auch, dass sie Wahlniederlagen einstecken und wieder abgewählt werden können – siehe die Schlappe, die Erdogan gerade bei den kommunalen Wahlen in der Türkei einstecken musste.
Dies ist ein qualitativer Unterschied zur Situation von 1933 in Deutschland: Weder die NSDAP noch Hitler erlangten, solange es freie und geheime Wahlen gab, eine parlamentarische Mehrheit, die es ihnen erlaubt hätte, sich als von einer Mehrheit gewählte Regierung zu präsentieren. Auch bei der letzten, durch Terror geprägten, aber formal noch freien Reichstagswahl im März 1933 verfehlte die NSDAP ihr selbstgesetztes Ziel der absoluten Mehrheit; dieses Ziel erreichte sie erst durch die Annullierung der Mandate der KPD und die Außerkraftsetzung von Grundrechten.
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Charlotte Rath
am 11.04.2019