Max Schröder will den Politikern aus seinem Wahlkreis mal auf den Zahn fühlen. Deshalb ist er in den großen Saal des Jugendhaus Komma gekommen. "Ich bin zwar kein Fan von Parteien, doch der Rechtsruck in Deutschland erschreckt mich, und ich will wissen, was die Politiker dazu zu sagen haben", sagt der 22-jährige Esslinger, der gerade sein letztes Ausbildungsjahr zum Jugend- und Heimerzieher absolviert. Spiros Pechlivanidis ist zwar erst 16, brennt aber schon für Umweltpolitik. "Ich mag Tiere", sagt der Klassensprecher einer Werkrealschule. Er ist besorgt, dass die Klimaerwärmung zu weiteren Umweltkatastrophen führt.
Mit etwa 20 weiteren jungen Menschen zwischen 16 und 25 Jahren sitzen Max und Spiros in einem der drei kleinen Stuhlkreise vor der Konzertbühne. In einem Workshop wollen sie mit Mitarbeitern des AK Jugendpolitik Esslingen Fragen an die Politiker erarbeiten. Alle Fragen müssen prägnant sein, sie sollen mit Filzstift geschrieben auf einen kleinen Zettel passen. Eine Dreiviertelstunde haben alle Zeit, dann kommen die Politiker von CDU, Grüne, SPD, FDP und Linke herein, um sie zu beantworten – so der Plan von Christopher Mauthe vom Stadtjugendring Esslingen. Dass die AfD nicht dabei ist, dürfte für das Jugendhaus mit linksalternativem Anspruch zwar selbstverständlich sein, doch Mauthe drückt sich diplomatisch aus: "Wir haben unsere Parteien-Auswahl auf Landtags- und Bundestagsebene begrenzt", sagt der 35-Jährige und verteilt weitere Zettel und Edding-Stifte an die Workshopteilnehmer.
Was die Jungwähler in den vergangenen Jahren so in den Landtagswahlkabinen getrieben haben, zeigt ein kurzer Blick auf die Statistiken von 2011. Damals war die CDU für die meisten der 18- bis 24-Jährigen die Partei der Wahl (30,5 Prozent), die Grünen belegten Rang zwei auf der Beliebtheitsskala (27,4 Prozent). Platz drei ging an die SPD (23,8 Prozent), FDP und Linke bildeten die unbeliebten Schlusslichter (4,2 bzw. 2,2 Prozent).
Während bei Cola und Apfelschorle die jugendlichen Köpfe rauchen, stecken die geladenen Politiker nach und nach dieselben zur Tür herein und warten in einer Ecke des Jugendhauses auf den Startschuss. Andreas Deuschle (CDU), Nicolas Fink (SPD), Andrea Lindlohr (Grüne), Martin Auerbach (Linke) und FDP-Pressesprecher Marius Livschütz wirken leicht angespannt, als sich die kleinen Arbeitsgruppen auflösen und die Stühle zu einem großen Kreis für die Jugendlichen und zu sechs Politiker-Stühlen in der Mitte zusammengeschoben werden. "Jetzt geht's los", sagt Moderator Max Czipf und erklärt: Jeder darf sich zu den Politikern in die Mitte des Stuhlkreises setzen und seine Fragen vorlesen. Man kann auch anonym vorlesen lassen. Jetzt heißt es fragen, fragen, fragen, Fakten, Fakten, Fakten – eine Minute haben die Politiker Zeit, eine gute Figur zu machen, dann ertönt die Klingel.
2 Kommentare verfügbar
Ulrich Marten
am 23.02.2016Außerdem kann ich nur allen Neuwählerinnen und -wählern empfehlen, Politik selbst zu machen: Bleibt in Kontakt mit…