Dreikönig 2016 ist wenige Wochen vor der Landtagswahl in Baden-Württemberg. Wie stehen hier die Chancen?
Jedenfalls ist die Ausgangslage im Stammland besser als anderswo und eine Grundvoraussetzung erfüllt: Wir haben mit Hans-Ulrich Rülke einen Fraktionschef, der unglaublich präsent ist.
Rülke als Vorbild für Christian Lindner?
Markig ist gut, Übertreibung ist schlecht. Durch Baden-Württemberg zu rennen und sich an einem Ministerpräsidenten abzuarbeiten, der bei zwei Dritteln der Leute in hohem Ansehen steht, das ist einfach unklug. Der Kretschmann muss attackiert werden, drei Monate lang im Wahlkampf, substantiell, inhaltlich, mit allem, was wir haben. Aber doch nicht jetzt schon, auf der Strecke! Der Spruch ist alt, aber er stimmt auch bei Kretschmann: Wenn der Grüß Gott sagt, müssen wir nicht Nein sagen. Und da schließe ich zwei Minister gleich noch mit ein: die Wissenschaftsministerin und den Umweltminister. Ich höre, wenn ich im Land herumkomme, so viel Gutes über Theresia Bauer und Franz Untersteller. Gerade auch in der Wirtschaft. Da ist es doch sinnlos, die jetzt vor die Flinte zu nehmen.
Muss das nicht noch mehr für Fragen gelten, die zu wichtig sind, um politisches Kleingeld erlösen zu wollen. Allen voran die Zuwanderung?
Mich plagt seit Jahren, dass wir keine geregelte Zuwanderung haben konnten. Das war mit der CDU nicht zu machen. Und jetzt aktuell muss es ein so wohlhabendes Land, wie wir es sind, natürlich fertigbringen, humanitäre Hilfe auch bei uns zu leisten. Der gesellschaftliche Konsens in dieser Frage ist wichtiger, als sich gegen die Landesregierung zu stellen. Wenn die Integrationsministerin Bilkay Öney die Leute überzeugt, so wie kürzlich in Meßstetten (Flüchtlingsunterbringung in der Zollernalb-Kaserne - d. Red.), dann muss man das anerkennen. Viele Leute sitzen doch nicht hartherzig vor der Tagesschau und sagen, da sind halt wieder ein paar Menschen ersoffen. Die wollen helfen. Und eine liberale Bürgergesellschaft ist in der Lage, Flüchtlinge vorübergehend aufzunehmen. Der Bundespräsident spricht mir aus der Seele. Deutschland muss mehr Verantwortung tragen. Schon wieder ein Thema auf dem Silbertablett.
Viele Jahre gab es im Land den Wettlauf mit den Grünen um Platz drei hinter CDU und SPD. Im März 2011 lagen die Grünen um 19 Prozentpunkte vorn. Die müssen was besser machen?
Die Grünen haben die emotionalen Themen. Die haben sie für sich reklamiert, und die werden mit ihnen verbunden. Da ist natürlich der Atomausstieg hinzugekommen, und Kretschmann. Ich würde die Grünen stellen in der gesellschaftlichen Innovationsdebatte, also bei der Frage, wohin wir wollen.
Die Grünen grasen jedenfalls auf dem Feld der Freiheit.
Der eine oder andere von ihnen ist sicher zur Freiheit in der Lage, aber die ganze Partei schafft das nicht. Das ist auch so ein Thema, das uns eigentlich in die Hände spielt. Die trampeln auf unserem Acker. Aber keiner jagt sie herunter. Obwohl sie doch noch immer eine Verbotspartei sind. Und ich rede nicht vom Veggie-Day.
Sondern?
Wir sind nicht einmal in der Lage, eine Versuchsfläche auszuweisen, in der Fracking risikolos erforscht werden kann. Ich betone risikolos. Solche Flächen gibt es. Warum also das Verbot? Das ist verrückt.
Sie waren FDP-Landeschef, stellvertretender Ministerpräsident und Hoffnungsträger - jetzt sitzen Sie im Kreistag. Reicht Ihnen der Radius wirklich?
Das ist das Schwarzbrot der Politik. Das ist wahr, aber ich kann ja nicht sagen, dass mir die FDP am Herzen liegt, und mir dann zu schade bin für den Kreistag. Das geht nicht. Und es legitimiert mich zudem, mich einzumischen.
Vor der Bundestagwahl 2012 haben Sie versucht, Spitzenkandidat zu werden, und sind damit gescheitert. Wird es noch einmal einen Anlauf zur Rückkehr auf die große politische Bühne geben?
Nein. Ich hätte das wirklich gerne gemacht. Und vielleicht hätten wir in Baden-Württemberg sogar die Stimmen gebracht, die für den Einzug der FDP in den Bundestag gefehlt haben. Aber so einen Versuch startet man nur einmal. Und dann ist die Chance für immer vertan.
Walter Döring (60) war stellvertretender Bundesvorsitzender der FDP und von 1996 bis 2004 baden-württembergischer Wirtschaftsminister. Dieses Amt musste er aufgeben, nachdem eine geheim gehaltene Spende des schillernden PR-Unternehmers Moritz Hunzinger an Dörings Kreisverband bekannt wurde. Später übernahm er Aufsichtsrats- und Vorstandsposten bei diversen Unternehmen (Alno, BBS, Windreich AG), die meistens nur von kurzer Dauer waren.
17 Kommentare verfügbar
Floh
am 02.09.2014Gemessen an diesen 51 % (geht man also von allen Wahlberechtigten in Sachsen aus) kommt die CDU gerade einmal auf rund 19 %.
Einem Bürgerbegehren, dass nur 19 % der…