Corona macht aus Plänen unerfüllbare Wünsche. Wir hätten so gerne zu einem großen Fest geladen, um mit all den Menschen, die uns unterstützen, mit uns streiten, uns kritisieren, rauschend zu feiern. Schließlich fühlt es sich manchmal an wie ein Wunder, dass es Kontext, diesen Pionier in Sachen gemeinnützigen Journalismus, nun schon seit zehn Jahren gibt. Kritisch, aufmüpfig, ohne Verlag, ohne Anzeigen, aber mit dem Engagement und der Leidenschaft so vieler.
Wir hätten gerne wie 2018 auf der Kulturinsel Feiern und Diskutieren verbunden, in einem zweiten Pressefestival über die gesellschaftliche Rolle der sogenannten Vierten Gewalt diskutiert, über die Zukunft des Journalismus, über die vielfältigen Versuche, kritische Medien einzuschüchtern und darüber, ob und wie die Welt gerechter werden könnte. Wir hätten gerne wieder KollegInnen und UnterstützerInnen, PolitikerInnen und Leserinnen, KünstlerInnen und AktivistInnen persönlich getroffen zum analogen Gedankenaustausch und – ja, auch zum Tanzen und Trinken und Musik hören und Bilder anschauen, und um gemeinsam zu basteln an einer besseren Welt.
Hätte, hätte, Pandemie
Aber spätestens als wir unsere geplante Veranstaltung "Aufrecht gegen Rechts" zum dritten Mal absagen mussten, war uns klar: Wir feiern erst im nächsten Jahr, wenn Corona nicht mehr das ganze Land im Würgegriff hält. Elf Jahre Kontext im Jahr 2022 – das große Fest, die doppelte Schnappszahl, endlich wieder Treffen – das ist der Plan. All das nachholen, was wir uns jetzt verkneifen müssen.
Aber so ganz ohne Erinnerung an den 6. April 2011 wollen wir die Zeit auch nicht verstreichen lassen, an den Tag vor – fast genau – zehn Jahren, als die erste Kontext online ging. Eine Zeit, kurz nach dem Schwarzen Donnerstag, als DemonstrantInnen gegen das Bauprojekt Stuttgart 21 mit Wasserwerfern weggespritzt worden waren, als man noch dachte, gute Argumente und Wissen könnten den Bau des sinnlosen und überteuerten Riesenprojekts verhindern oder zumindest verbessern. Die Grünen, getragen von der Fukushima-Katastrophe und der Bewegung gegen Stuttgart 21, stellten nach 58 Jahren CDU-Herrschaft erstmals in Deutschland einen Ministerpräsidenten. Baden-Württemberg wurde in dieser Zeit zum "Labor" ernannt, zum vielbeobachteten Ort eines möglichen Transfers in eine neue politische Zeit. So dachte man vor zehn Jahren.
Damals wie heute war der politische Aufmacher: Der grüne Ministerpräsident Winfried Kretschmann. "Frisst das schwäbische Revolutiönchen womöglich am Ende seine Kinder?", fragte Kontext damals. Die Frage stellt sich zehn Jahre später, mit einer Neuauflage von Grünschwarz, umso dringlicher, wie der Artikel von Johanna Henkel-Waidhofer zeigt.
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Uli T.
am 08.04.2021