Man sagt ja: Jedem Anfang wohne ein Zauber inne. Wie war das denn bei Kontext?
Rauschenberger: Stuttgart 21 wurde damals von den Lokalmedien absolut positiv begleitet. Ohne die "Stuttgarter Zeitung" hätte es nach deren eigenem Eingeständnis das Projekt so gar nicht gegeben. Es war überdeutlich: Wir brauchten in Stuttgart eine Zeitung für unterdrückte Nachrichten.
Reinhardt: Eine unabhängige kritische Zeitung herauszugeben, eine eigene Zeitung – für jeden Journalisten ist das eine prickelnde Vorstellung. Man muss weder den Chefredakteur fragen noch den Ressortleiter und auf die Anzeigenkunden muss man auch keine Rücksicht nehmen.
Rauschenberger: Als "Verleger" oder Herausgeber sollte ein Verein fungieren, das war die einfachste und schnellste Lösung. Man braucht nur sieben Menschen und die Eintragung ins Vereinsregister. Die Gründung einer Stiftung wäre aufwendiger gewesen.
Reinhardt: Rainer Nübel, mein Kollege bei der Agentur "Zeitenspiegel", lockte mich: "Du, wir brauchen jemanden für den Vorstand, der auch Journalist ist, der den Vereinsvorsitz übernehmen kann. Du musst praktisch nix machen – außer deinen guten Namen hergeben!" (was sich sehr bald als leeres Versprechen herausstellte!). So wurde ich zum ersten Vorsitzenden gewählt.
Wann habt ihr den Verein gegründet und wer waren die Gründungsmitglieder?
Rauschenberger: Gestartet sind wir im Ausweichquartier des Staatstheaters Stuttgart, der früheren Mercedes-Benz-Niederlassung in der Türlenstraße. Auf wackligen Stühlen oder Bierbänken haben wir dort am 6. April 2011 "KONTEXT Verein für ganzheitlichen Journalismus e.V." gegründet. Gründungsmitglieder waren Susanne Stiefel, Josef-Otto Freudenreich, Uli Reinhardt, Rainer Nübel, Meinrad Heck, der Anwalt Dieter Schwörer, taz-Geschäftsführer Kalle Ruch und ich als Steuerberater. Anwalt Markus Köhler, der auch heute noch dem Verein als Rechtsbeistand sehr verbunden ist, stellte einen Satzungsentwurf vor.
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